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Teamchef Marcel Koller (und Österreichs Ersatzbank) erfreute sich in Vaduz an der Vorstellung des Teams. Zufrieden ist er allerdings erst bei einer eventuellen Ankunft in Frankreich. Dort ist 2016 Europameisterschaft.

Foto: reuters/ebenbichler

Wien – Teamchef Marcel Koller ist seit Tagen körperlich angeschlagen. Er hat sich eine Verkühlung eingefangen, die Stimme ist heiser, Schweizer Kräuterbonbons bemühen sich um die Rückkehr der Lautstärke. Koller sehnt den Placeboeffekt herbei. Der Geist ist freilich frisch, die Stimmung bestens. Am Sonntag ließ er noch einmal das 5:0 vom Freitag in Liechtenstein Revue passieren.

Für seine Verhältnisse war der prinzipiell zurückhaltende Koller nahezu euphorisch. Er lobte die gesamte Mannschaft für diesen souveränen Auftritt. "Ich war hellauf begeistert, wie sie das durchgezogen haben." Die sogenannten Pflichtsiege seien im Fußball besonders schwierig. "Sie haben sich durch nichts ablenken lassen. Will man ein großes Team werden, muss man genau so auftreten. Kompliment." Der 54-Jährige stieg freilich ein halbes Kräuterzuckerl später auf die Bremse. "Wir sind erst auf dem Weg zu einer großen Mannschaft, befinden uns nach wie vor im Wachstum, benötigen noch mehr Konstanz." Er werde deshalb weiter "penibel, fokussiert und giftig" sein. "Damit wir das hinkriegen. Zufrieden bin ich erst, wenn wir bei der EM 2016 in Frankreich sind. Im Moment sieht es aber so aus, dass wir EM-reif sind."

In Vaduz wurde erneut bewiesen, "dass wir eine attraktive Spielweise mit Wiedererkennungswert haben. Die Treffer waren herrlich." Alle Spieler seien in Form gewesen, fünf verschiedene Torschützen passten ins Bild. "Die Breite an der Spitze ist erfreulich, alle sind Schlüsselspieler." Die nicht gerade gestresste Innenverteidigung, also Aleksandar Dragovic und Martin Hinteregger, sei ein wichtiger Teil im Gesamtpaket gewesen. "Große Mannschaften zeichnen sich durch eine kompakte Defensive aus." Die Größe von Dragovic ist Inter Mailand nicht entgangen, italienische Medien vermelden reges Interesse am 24-Jährigen. Dragovic konzentriert sich auf Dynamo Kiew und das Nationalteam.

Am Dienstag wird im Happel-Stadion gegen Bosnien-Herzegowina geprobt (20.30 Uhr). Bereits 44.000 Karten sind verkauft, die Mannschaft schwimmt auf einer Sympathiewelle. Marc Janko nennt den Hauptgrund für diese Zuneigung: "Weil wir endlich Erfolg haben."

Die Bosnier gewannen am Samstag in Andorra 3:0, alle Tore erzielte Kapitän Edin Dzeko von Manchester City. In ihrer Qualifikationsgruppe sind sie nur Fünfter, Koller verzichtete auf eine Ursachenforschung. "Das geht mich nichts an. Es ist von außen schwer zu beurteilen, welche Probleme sie haben." Bosnien sei robust, spielerisch stark, besitze hohe individuelle Qualität. "Drei, vier Spieler können ein Match alleine entscheiden." Er führte Dzeko, Vedad Ibisevic (Stuttgart) und Miralem Pjanic (Roma) an. Mehmed Bazdarevic, der neue bosnische Teamchef, wird noch vor Anpfiff sagen, dass Österreich "hervorragend" sei.

Fokus auf Bosnien

In der Qualifikation ist Halbzeit. Der Abbruch in Podgorica dürfte Montenegro aus dem Rennen genommen haben, das Match wird wohl mit 3:0 für Russland gewertet. Koller: "Ich mache keine Hochrechnungen." Am 14. Juni steht das Match in Moskau an. "Wir denken von Spiel zu Spiel."

Der Fokus liegt demnach auf Bosnien-Herzegowina. Punkte werden keine vergeben, das garantiert eine gewisse Entspannung. "Es wird ein gutes Spiel", sagt Koller. Auf Experimente verzichtet er. "Es fehlt die Zeit, alternative Taktiken einzuführen. Es gibt auch keinen Grund dafür." Es werden wohl all die Stars beginnen, im Laufe der Partie dürfte es einige Wechsel geben. David Alaba bleibt Elferschütze, obwohl er in Vaduz einen Strafstoß vergeben hat. Koller lutscht ein Kräuterzuckerl und sagt: "Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern. Wir wachsen ja noch." (Christian Hackl, DER STANDARD, 30.3.2015)