Sanaa/Aden - Bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingscamp im Jemen sind am Montag Dutzende Menschen getötet worden. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) gab die Zahl der Toten am Abend mit 40 an, nachdem die Organisation zuvor von 45 Toten gesprochen hatte. Rund 200 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf das Camp al-Masrak im Nordwesten des Landes verletzt worden, sagte ein IOM-Sprecher.

75 Helfer der IOM seien im Einsatz, um den Opfern zu helfen, sagte IOM-Sprecher Joel Millman. Augenzeugen zufolge kamen Rettungswagen wegen Luftangriffen auf die zu dem Lager führende Straße nur langsam voran.

500 Familien im Lager

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) bestätigte den Angriff. Nach Angaben des MSF-Chefs für Nahost, Pablo Marco, wurden 15 Leichen und 30 Verletzte in das Krankenhaus im benachbarten Haradh gebracht. In den vergangenen Tagen seien rund 500 Familien in dem Lager al-Masrak neu aufgenommen worden. Das Flüchtlingscamp, das es seit 2009 gibt, liegt etwa zehn Kilometer von einem Militärstützpunkt entfernt.

Saudi-Arabien und mehrere weitere arabische Staaten hatten am vergangenen Donnerstag militärisch im Jemen eingegriffen und mit Luftangriffen gegen mutmaßliche Stellungen der vorrückenden Huthi-Miliz begonnen. Nach Angaben von Einwohnern sind sowohl Sanaa als auch Orte östlich der Hauptstadt sowie im Westen des Landes betroffen.

Nächtliche Luftangriffe

Die Militärkoalition setzte ihre Luftangriffe auf Stellungen der Huthi-Miliz in der Nacht und am Montag fort. Einem Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP zufolge dauerten die Angriffe auf Sanaa die ganze Nacht über an, auch am Nachmittag erschütterten Explosionen den Norden der Hauptstadt. Ziele waren unter anderem Stellungen abtrünniger Soldaten der Republikanischen Garde.

Die schiitischen Huthi-Rebellen hatten im September Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und rückten dann weiter nach Süden vor. Saudi-Arabiens sunnitisches Königshaus unterstützt den außer Landes geflohenen Präsidenten Abd Rabbo Mansour Hadi und wirft dem Iran sowie Hadis Vorgänger Ali Abdallah Saleh vor, die schiitischen Rebellen zu unterstützen.

Zivilisten getötet

Bei einem Angriff auf die Stadt Daleh im Süden des Jemen wurden acht Zivilisten getötet, darunter zwei Kinder. Dutzende weitere Menschen wurden nach Angaben eines Behördenvertreters verletzt, als mit der Huthi-Miliz und mit Saleh verbündete Truppen die Stadt mit Artillerie und aus Panzern beschossen hätten.

Der Sohn Salehs wurde unterdessen von seinem Botschafterposten in den Vereinigten Arabischen Emiraten abberufen. Wie am Montag aus Diplomatenkreisen in Abu Dhabi verlautete, wurde Ahmed Ali Saleh "auf Wunsch" der Emirate durch den nach Saudi-Arabien geflohenen jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansour Hadi abgesetzt. In Hadis Umfeld wurde die Personalie bestätigt. Das entsprechende Dekret sei aber noch nicht veröffentlicht worden.

Salehs Sohn Ahmed war nach dem Sturz seines Vaters 2012 als Botschafter in die Emirate entsandt worden. Nach Angaben von Diplomaten wurde er aber nie in Abu Dhabi gesehen. Zuvor war er jahrelang Befehlshaber der Republikanischen Garde, deren Soldaten seinem Vater immer noch die Treue halten.

Pakistan fliegt Bürger aus

Pakistan hat über 500 seiner dort lebenden Bürger außer Landes gebracht. Nach Angaben der pakistanischen Regierung landete am Sonntag eine Maschine mit 503 Menschen an Bord in Karachi. Sie kamen aus der Hafenstadt Hodeida westlich der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.

Nach Angaben des pakistanischen Außenministeriums hielten sich außerdem in der umkämpften südlichen Stadt Aden bis zu 200 Pakistanis auf. Der dortige Flughafen sei geschlossen, der Hafen aber noch zugänglich, sagte eine Sprecherin. Die Marine habe daher ein Schiff entsandt, um die Landsleute aus dem Jemen zu bringen.

Ein Sprecher der Militärkoalition bestätigte einen Kampfstopp am Flughafen von Hodeida, um das Ausfliegen der Pakistanis zu ermöglichen. Pakistan ist ein langjähriger Verbündeter von Saudi-Arabien. Das Land beteiligt sich bisher aber nicht an dem Militäreinsatz gegen die Huthi-Rebellen. (APA, 30.3.2015)