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Auf einem Campingplatz im deutschen Bad Karlshafen steht ein Wohnmobil nicht mehr so, wie es soll.

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Ein umgestürzter Baum in Michaelbeuern, Salzburg.

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Einsatzkräfte der Feuerwehr bei Aufräumarbeiten am Dienstag, nachdem ein Baum auf eine Straße in Engerwitzdorf stürzte.

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In Deutschland erreichte "Niklas" Orkanstärke. Hier ein Foto vom Frachtverkehr auf der Elbe.

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Mauthausen/Wien/Innsbruck/Salzburg – Das Sturmtief "Niklas" hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens elf Menschenleben gefordert. "Niklas" war einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre. Mit Böen von bis zu 192 Stundenkilometern entwurzelte er am Dienstag vielerorts Bäume und beschädigte Autos, Häuser und Stromleitungen. Auch am Mittwoch waren noch Aufräumarbeiten im Gang. Alleine in Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Teile von Rheinland-Pfalz betrugen die von ihr versicherten Schäden rund zehn Millionen Euro, rechnet die SparkassenVersicherung.

Nicht immer gibt es Geld von der Assekuranz - etwa, wenn ein Baum auf das Auto fällt. "Sturmschäden sind durch die Haftpflichtversicherung nicht gedeckt", informierte der ARBÖ.

Höhere Gewalt

Schäden durch umfallende Bäume oder herabstürzende Hausteile (Ziegelsteine, Fenster, Dachteile) gelten als durch höhere Gewalt verursacht, egal ob sie parkende, haltende oder fahrende Autos beschädigen. Zurückholen kann man sich die Kosten nur, wenn Bäume schon vor dem Sturm morsch oder Häuser durch schuldhaftes Verhalten der Besitzer baufällig waren. Das Problem dabei: Die Geschädigten müssen den Nachweis dafür erbringen, dass Wegehalter oder Hausbesitzer säumig waren.

Besser abgesichert sind Autofahrer, die über eine Kaskoversicherung verfügen. Allerdings hängt es auch hier von den genauen Versicherungsbedingungen ab. Allgemein gilt: Von einem Sturm spricht man erst ab einer Windgeschwindigkeiten von 60 km/h.

Toter in Oberösterreich

Ein Mann wurde in Mauthausen in Oberösterreich beim Sturmeinsatz getötet. Der 63-Jährige verunglückte, als er am Dienstag versuchte, seine Terrassenüberdachung zu sichern. Der Pensionist stürzte von einer Leiter und fiel mit dem Kopf gegen eine Steckdose. Dann schlug er auf dem Steinboden auf, teilte die Polizei mit. Er erlitt schwere Kopfverletzungen. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben ohne Erfolg.

Bäume fielen in Salzburg auf Autobahn

In Salzburg entwurzelte "Niklas" zwei Bäume auf der Tauernautobahn (A10) in Oberalm bei Hallein. Dabei wurde eine Lärmschutzwand durchschlagen, einer der Bäume blockierte den rechten Fahrstreifen. Ein 58-jähriger Pongauer war Richtung Villach unterwegs, er konnte nicht mehr ausweichen und prallte gegen den liegenden Baum. Der Mann blieb unverletzt.

Im Pinzgauer Ort Maria Alm stürzte ein 30-Jähriger aus Leogang gegen Mitternacht mit seinem Pkw in den Fluss Urslau. Er war bei dichtem Schneetreiben und böigem Wind auf der Hochkönig-Bundesstraße (B164) in Fahrtrichtung Saalfelden unterwegs, als er links von der Fahrbahn abkam. Der Lenker konnte sich selbst aus dem Fahrzeug und aus dem stark wasserführenden Fluss befreien und die Einsatzkräfte alarmieren.

Die Salzburg AG teilte mit, dass die Lokalbahn von Salzburg bis Lamprechtshausen wieder fahrplanmäßig verkehrte. Auf der Strecke zwischen Bürmoos und St. Georgen und weiter Richtung Ostermiething wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Zu Mittag sollte wieder auf Normalbetrieb umgestellt werden.

200 Einsätze in Tirol

In Tirol mussten die Feuerwehren zu mehr als 200 Einsätzen ausrücken. Zahlreiche Gebäude wurden abgedeckt, umgerissene Bäume führten zu Verkehrsbehinderungen. In Aschau im Zillertal (Bezirk Schwaz) wurde ein Auto laut Polizei von einem Baum getroffen. Dabei wurde ein neunjähriges Mädchen verletzt.

In Reutte rissen orkanartige Sturmböen die Pultdächer zweier Wohnblöcke weg. Eines der Dächer beschädigte dabei die Fassade des danebenstehenden Wohnblocks erheblich. Zudem wurden mehrere geparkte Fahrzeuge durch herabfallende Teile demoliert.

Klein-Lkw in Niederösterreich verweht

In Niederösterreich wurden binnen sechs Stunden 85 Einsätze von 85 Feuerwehren durchgeführt. 1.100 Helfer waren aufgeboten, teilte Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos in Tulln, mit. Für den Mittwoch wurde mit weiteren Sturmeinsätzen gerechnet. "Wir bleiben in Alarmbereitschaft."

Die Einsätze am Dienstag wurden von 14 bis 20 Uhr verzeichnet, berichtete Resperger. 90 Prozent hätten umgestürzte Bäume betroffen, die in Stromleitungen gestürzt waren oder Straßen blockiert hatten.

In Möllersdorf in der Gemeinde Traiskirchen (Bezirk Baden) wurde laut Resperger ein Klein-Lkw mit Planenaufbau auf die Trasse der Badner Bahn verweht. Das Fahrzeug blieb auf den Gleisen liegen, der Zugverkehr musste gestoppt werden.

Mehrparteienhaus in Kärnten abgedeckt

Kärnten kam glimpflicher davon. Die Landesalarm- und -warnzentrale verzeichnete in der Nacht auf Mittwoch rund zehn Einsätze. Überwiegend handelte es sich um umgestürzte Bäume, die aus dem Weg geräumt werden mussten. Der größte Feuerwehreinsatz betraf ein abgedecktes Mehrparteienhaus in Spittal an der Drau. Kurz vor 22 Uhr rissen starke Windböen Teile des in Umbau befindlichen Dachs weg. Metallelemente, Dach- und Mauerziegel wurden laut Polizei auf die angrenzende Gemeindestraße geschleudert. Die Feuerwehr entfernte die losen und herabhängenden Dachteile und sicherte das Gebäude provisorisch.

Auf Anordnung des Bezirkshauptmanns wurde das Haus evakuiert und die Bewohner bei Verwandten und in Gaststätten untergebracht. Die Gemeindestraße wurde bis vorübergehend für den gesamten Verkehr gesperrt.

Weiter Behinderungen im Bahnverkehr in Deutschland

Zwar flaute der Sturm in der Nacht auf Mittwoch langsam ab, Bahnreisende in Deutschland mussten sich am Mittwoch aber auf weitere Behinderungen einstellen. Für gestrandete Fahrgäste hatte die Deutsche Bahn in mehreren Städten Übernachtungszüge bereitgestellt. In der Nacht seien viele Oberleitungen repariert worden, erklärte die Bahn.

Gesperrt seien vor allem noch die Strecken zwischen Bremen und Hannover sowie zwischen München, Rosenheim und Salzburg. Vorerst gesperrt blieben die wichtige Verbindung zwischen München und Rosenheim sowie die Strecke zwischen München und Garmisch-Partenkirchen. Auch im Münchner S-Bahn-Verkehr kam es weiter zu Einschränkungen.

Der Sturm brachte auch den Straßen-, Schiffs- und Flugverkehr in Deutschland durcheinander, Polizisten und Feuerwehrleute waren im Dauereinsatz. Auf Straßen und Autobahnen blockierten umgekippte Lastwagen und Anhänger den Verkehr, auf dem Flughafen Frankfurt am Main fielen mehr als 180 Starts und Landungen aus.

Orkanstärke in Deutschland

Der Westwind legte am Dienstag deutlich zu und erreichte häufig Sturmstärke, meldete der Wetterdienst Ubimet. Zwischen dem Salzburger Flachgau und dem Innviertel waren Böen zwischen 100 und 130 km/h erwartet worden. In Deutschland erreichte der Sturm Spitzenwerte von bis zu 150 Kilometern pro Stunde und wurde damit zum Orkan.

Der starke Wind ließ am Dienstag auch in den Skigebieten Bahnen stillstehen. Unter anderem wurde der Betrieb auf dem Stubaier Gletscher eingestellt. Eingeschränkten Betrieb gab es auch auf dem Arlberg, in Sölden, in Obergurgl, bei den Kitzbüheler Bergbahnen, im Kühtai und in Ischgl.

Am Dienstagnachmittag blies der Sturm in Lamprechtshausen einen Lastwagen samt Anhänger von der Straße. Der Anhänger fiel über die Böschung und brachte das Zugfahrzeug ins Schleudern. Dadurch kippte auch der Schlepper auf die Fahrbahn und blockierte die B156 vier Stunden lang. Der 42-jährige Lenker blieb unverletzt und konnte über die Beifahrerseite aus dem Wagen klettern.

Prognose bis Ostern

Die Orkanböen führen laut Ubimet zusammen mit dem vielen Neuschnee zu einer "prekären Lawinensituation". Bis inklusive Ostermontag kommen in den Staulagen der Alpennordseite (Bregenzerwald bis Salzkammergut) noch 120 Zentimeter Neuschnee dazu, am Alpenhauptkamm rund 60 bis 80 Zentimeter.

Eine weißes Osterfest ist in Vorarlberg, Tirol, in Salzburg, im Salzkammergut und in der Obersteiermark recht wahrscheinlich. Das letzte Mal lag zu Ostern 2013 in weiten Teilen Österreichs Schnee oder es schneite (etwa auch in Wien).

In den alpinen Regionen könnte zu Ostern 2015 mehr Schnee liegen als zu Weihnachten 2014. Sehr wahrscheinlich werden an den Osterfeiertagen dieselben Temperaturen wie zu den vergangenen Weihnachtsfeiertagen herrschen. In Bregenz, Innsbruck und Wien könnte es sogar deutlich kälter werden. Nur in Klagenfurt wird es zu Ostern wahrscheinlich wärmer als zu Weihnachten.

Am Mittwoch bleibt es – passend zum 1. April – wechselhaft und windig, außerdem wird es deutlich kälter. Vom Bregenzerwald bis zum Mariazeller Land kommen oberhalb von 500 bis 700 Metern bis zu 20 Zentimeter Neuschnee zusammen. Im Donauraum und im Osten ziehen mit kräftigem, mitunter auch stürmischem Nordwestwind einzelne, teils gewittrige Regenschauer durch. Am freundlichsten wird es von Osttirol bis ins Burgenland, bei harmlosen Wolken zeigt sich öfter die Sonne, und es bleibt meist trocken. Von Nord nach Süd erreichen die Temperaturen von minus ein bis plus zwölf Grad Celsius.

Am Gründonnerstag dominieren von Vorarlberg bis ins Nordburgenland die Wolken, und vom Bregenzerwald bis ins Waldviertel schneit es bis auf 500 Meter herab. Im Süden und Südosten verläuft der Tag zunächst noch trocken, tagsüber setzen auch hier Regen und oberhalb von 800 bis 1.200 Metern Schneefall ein. Bei weiterhin kräftigem bis stürmischem Westwind bewegen sich die Temperaturen von null bis 13 Grad Celsius.

Der Karfreitag startet im Westen trüb und nass, oberhalb von 700 bis 1.300 Meter Seehöhe schneit es, tagsüber breiten sich Regen und Schneefall auch auf den Osten aus. Am längsten trocken mit viel Sonne bleibt es von Unterkärnten bis ins Weinviertel. Die Temperaturen liegen zwischen ein und zwölf Grad.

Am Karsamstag bleibt es unbeständig mit einigen Wolken und nur wenig Sonne, dazu fällt immer wieder etwas Regen und oberhalb von 800 bis 1.300 Metern Schnee. Höchstwerte zwischen ein und elf Grad.

Der Ostersonntag bringt wieder einige Regen- und Schneeschauer, wahrscheinlich schneit es nördlich der Alpen teilweise bis 400 Meter Seehöhe herab. Höchstwerte bei kaltem Nordwind: null bis zwölf Grad.

Am Ostermontag gibt es voraussichtlich nur wenig Änderung: Regen- und Schneeschauer prägen das Bild. Im Süden weiterhin sonnig und trocken. Lebhafter Nordwind und zwei bis zwölf Grad Celsius. (APA, red, 1.4.2015)