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Germanwings-Chef Thomas Winkelmann (li.) und Lufthansa-Chef Carsten Spohr waren am Mittwoch nahe der Absturzstelle im französischen Le Vernet. Sie dankten den Helfern für den Einsatz, wollten aber keine weiteren Angaben über Depressionen von Copilot Andreas L. machen.

Foto: AP/Paris

"Ich verspreche den Hinterbliebenen der Opfer, dass unsere Hilfe nicht mit dieser Woche endet, sondern dass wir so lange helfen, wie es nötig ist", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in Le Vernet in den französischen Alpen. Dort war unweit der schwer zugänglichen Absturzstelle eine Gedenktafel errichtet worden, um den Angehörigen einen Anlaufpunkt für ihre Trauer zu geben.

Bisher zahlt der Konzern den Hinterbliebenen bis zu 50.000 Euro je Opfer als Soforthilfe. Wie Germanwings-Chef Thomas Winkelmann zeigte sich Spohr "tief beeindruckt" von der Professionalität der französischen Retter und dem Mitgefühl der Anwohner.

Fragen über den Copiloten ausgewichen

Auf Fragen nach dem Copiloten, der den Crash nach Angaben der Staatsanwaltschaft absichtlich herbeigeführt hat, wollten Spohr und Winkelmann aber nicht eingehen. Die Lufthansa hatte am Abend zuvor eingeräumt, 2009 von Copilot Andreas L. über dessen frühere zeitweise schwere Depressionen erfahren zu haben. Die Unterlagen darüber hat die Lufthansa an die Staatsanwaltschaft Düsseldorf übermittelt. Am Tag seines Einsatzes habe L. aber ein "voll gültiges Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1" gehabt.

Das Verkehrsministerium in Berlin erklärte, die Anforderungen an Piloten bei ihrer Einstellung und bei den regelmäßigen Überprüfungen seien international geregelt und heute schon hoch. Nach Prüfungen der Unglücksursache werde entschieden, "ob Änderungen vorgenommen werden müssen". Gemäß Verordnung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit kann man mit folgenden Krankheiten nicht Pilot werden: Starke Kurzsichtigkeit, Herzfehler, chronischer Bluthochdruck, Gicht. Auch chronische psychische Erkrankungen wie Depressionen sind ein Ausschließungsgrund.

Spekulationen über Video

Die Suche nach den 150 Leichen könnte laut Behörden schon an diesem Wochenende beendet sein. Die Fertigstellung einer Behelfsstraße erleichtert den Abtransport beträchtlich. Der zweite Flugschreiber wurde allerdings noch nicht gefunden. Umso schneller schießen dafür neue Spekulationen über ein angebliches "Absturzvideo" ins Kraut.

Die französische Zeitschrift Paris Match und die deutsche Bild berichteten, sie hätten die Aufzeichnung eines Handys aus dem Kabinenraum zu sehen bekommen. Es enthalte verwackelte Bilder von den letzten Sekunden vor dem Crash. Einzelne Passagiere seien nicht zu erkennen, aber man höre in mehreren Sprachen den Ausruf "mein Gott!". Dann werde das Flugzeug zur Seite geschleudert, worauf Schreie zu hören seien, bevor das Video abbreche.

Gedenkfeier in Haltern

Zuvor sind laut Paris Match auf dem Video Schläge zu hören. Das untermauere die These, dass der Pilot die blockierte Cockpittüre habe einschlagen wollen. Auch andere Details stimmten mit bereits bekannten Angaben überein. Der französische Staatsanwalt Brice Robin erklärte dagegen, bisher sei kein am Absturzort aufgefundenes Smartphone untersucht worden. Im nordrhein-westfälischen Haltern fand am Mittwoch ein Gottesdienst zum Gedenken an jene 16 Schüler und zwei Lehrerinnen statt, die beim Absturz umgekommen waren. (Stefan Brändle aus Paris, Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 2.4.2015)