Belgrad/Tirana/Prishtina - Albaniens Ministerpräsident Edi Rama hat erneut für Aufregung in Serbien gesorgt. Gegenüber einem kosovarischen TV-Sender hat Rama laut Medienberichten in Belgrad und Prishtina nun angedroht, dass Albanien und der Kosovo "gezwungen sein werden, sich auf klassische Weise" zu vereinigen, sollte ihre Vereinigung im Rahmen der Europäischen Union auf sich warten lassen.

Die Aussage war als Kritik an der Europäischen Union bezüglich ihrer Kosovo-Politik gedacht. Konkret bemängelte Rama die noch immer auf sich wartende Visa-Liberalisierung für den jüngsten Staat Europas. Die Bürger des Kosovo sind die einzigen im Westbalkan, die bei den Reisen in die EU-Staaten der Visumspflicht unterliegen. Auch im EU-Annäherungsprozess liegt der Kosovo derzeit weit hinter den anderen Westbalkanstaaten.

Kritik aus Serbien

"Zwei Staaten setzen sich für die Vereinigung durch ihre Mitgliedschaft in der Europäischen Union ein", erläuterte Rama gegenüber dem TV-Sender "Kosova Klan". Serbiens Regierungschef Aleksandar Vucic reagierte umgehend. Er könne garantieren, dass sich der Kosovo und Albanien nicht auf "klassische Weise" vereinigen würden. Auch sollten führende albanische Politiker aufhören, "weitere Instabilität in der Region" auszulösen, schrieb Vucic auf Twitter.

Bei einem ersten Besuch in Belgrad hatte Rama im vergangenen November seinen Gastgeber Vucic sichtlich verärgert, weil er öffentlich feststellte, dass die Unabhängigkeit des Kosovo eine unumstößliche Tatsache sei. Belgrad lehnt es weiterhin ab, die im Februar 2008 ausgerufene Unabhängigkeit der früheren südserbischen Provinz anzuerkennen. (APA, 7.4.2015)