Rektoratsgebäude der Medizinischen Universität Wien.

Foto: Meduni Wien

Knapp vor dem Start jener Hearings, aus denen ein neuer Rektor für die Med-Uni Wien hervorgehen soll, zeigt sich einmal mehr, wie schwierig es wird, einen Nachfolger für Wolfgang Schütz zu finden, der im September in den Ruhestand tritt.

Für Befremden sorgte am Dienstag, einen Tag vor Beginn der öffentlichen Vorträge der Kandidaten, neuerlich Erhard Busek, Uniratsvorsitzender der Med-Uni Wien, nicht nur beim Wiener Bürgermeister, auch im Senat, und in der Findungskommission herrschte Verwunderung über Buseks neuerliche "Kurier"-Aussagen: Man habe sich, sagte er, darauf geeinigt, die Zahl der Kandidaten für das Hearing "von ursprünglich geplanten acht auf zehn aufzustocken, sodass niemand behaupten kann, er hätte keine faire Chance bekommen".

Das liest sich – zumindest interpretierte das unter anderem die APA so –, als wäre Michael Stampfer nachnominiert worden. Faktum ist freilich: Stampfer erhielt seinen Einladungsbrief zum Hearing bereits am 1. April.

Streit um Juristen

An dem Juristen, der den Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds leitet, hatte sich der Streit entzündet. 17 Mitglieder des Senates sprachen sich dafür aus, den Bewerber zum Hearing einzuladen – ebenso viele wie für die Psychiaterin und Vizerektorin der Med-Uni, Karin Gutierrez-Lobos.

Busek selbst sagte öffentlich, er halte Stampfer, da Jurist, für nicht geeignet für diese Position, die wohl einen Mediziner erfordere. Zudem, meinte er mit spitzer Zunge, sei eine Freundschaft zum Wiener Bürgermeister "kein Qualitätsmerkmal". Das empörte wiederum Mitglieder anderer Universitätsräte, die einen offenen Brief an Busek schrieben, in dem sie seine öffentlichen Aussagen als "schockierend" und "diskreditierend" bezeichneten (DER STANDARD berichtete).

Tatsächlich habe man sich in der Findungskommission nicht auf die ursprünglich angepeilten acht Kandidaten (16 hatten sich beworben) einigen können, der Kompromiss zwischen Uni-Rat und Senat hätte gelautet, zehn Bewerber einzuladen, sagte ein Insider zum STANDARD.

Extrasitzung

Nachdem sich Busek und der Senatsvorsitzende Oswald Wagner in mehreren Sitzungen nicht auf eine Shortlist für die Hearings einigen konnten, fand am 1. April eine Extrasitzung beider Gremien statt. Das Problem aus Sicht eines Senatsmitglieds: "Busek hat aus der Top-5-Liste des Senats drei Personen nicht als in die engere Wahl kommend akzeptieren wollen."

Vor allem der Umstand, dass der ex aequo mit Gutierrez-Lobos an die erste Stelle gereihte Stampfer nicht gehört werden sollte, empörte den Senat. Der mühsam gefundene Kompromiss sah von Beginn an die Einladung von zehn Kandidaten vor – lange vor dem "Kurier"-Interview, in dem Busek Stampfer ex post ablehnte.

Vier "heiße" Kandidaten

Als "heißeste" Kandidaten galten vor dem Hearing übrigens vier Mediziner aus dem Hause: als einzige weibliche Kandidatin Gutierrez-Lobos, hinter der vor allem die Studierenden stehen sollen; AKH-Neurologe Eduard Auff, der gynäkologische Onkologe Heinz Kölbl, sowie der Internist und Vizerektor Markus Müller. Am 28. April soll die Schütz-Nachfolge feststehen – laut Terminkalender will da der Uni-Rat aus einem Dreiervorschlag des Senats den neuen Rektor oder die neue Rektorin wählen. (Petra Stuiber, derStandard.at, 14.4.2015)