Wien - Literatur in Theater zu verwandeln ist keine Aufgabe für Hasenfüße. Es braucht den Mut zum kleinen Verrat an der jeweils anderen Gattung. Den Mut zur Verlebendigung und zur manchmal gnadenlosen Konkretisierung der Poesie eines Textes. Wenn, wie bei Margret Kreidls Eine Schwalbe falten, der rote Faden einer Erzählung immer wieder abreißt und zum Fortgang des Theaterabends stets unterschiedliche Verknüpfungen erfährt, kann ein Korb mit Wollknäueln auf der Bühne schon Wunder wirken. Die 2009 in der Edition Korrespondenzen erschienene lyrische Erzählung hatte am Donnerstag Uraufführung im Kabinetttheater.

Der Text gerinnt auf der Bühne zum Monolog, den Schauspielerin Juliane Gruner still und zart als Selbstbefragung auffächert. Er erzählt von Dingen, die ineinander verwoben sind: von zwei Schwestern, von Träumen, Kindheitserinnerungen und einer Krankengeschichte. Der Monolog geht über das sprechende Ich hinaus, ist Gedicht und Rätsel, Aufzählreim und Vogeltschilpen.

Ein Krankenlager ist in wenigen Requisiten angedeutet, ein Notenständer dient dem lyrischen Part: "Delöhdjoh delöhdjoh ti tü tehüt jo / dudidelet didudit düdlio di wet wet." Ist Margret Kreidls Literatur aufgeweckt und voller Stilbrüche, so wirkt der Abend in der Regie von Lukas Cejpek doch schwerfällig und eintönig.

Cejpek hat das Textgebilde weniger inszeniert als illustriert. Beim Wort "fliegen" steigt Juliane Gruner etwa auf einen Stuhl. Die jeweils mit Schwarzblenden markierten insgesamt 24 Szenen verlaufen allzu gleichförmig. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 18.4.2015)