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Birgit Däwes beschäftigt sich mit "Ground Zero Fiction" und US-amerikanischen Serien wie dieser: die Zombie-Serie "The Walking Dead".

Foto: AP/Gene Page

"Das ist ein sehr harter Markt. Es gibt durchschnittlich 50 bis 60 BewerberInnen auf eine Professur", erzählt die Amerikanistin Birgit Däwes. Sie hat es geschafft und hat seit 2014 eine Professur an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien inne. Däwes ist eine von sechs Frauen, die bei einer Vortragsreihe im Rahmen des 650-Jahr-Jubiläums der Universität den "Beruf Wissenschafterin" vorstellen.

"Wir möchten ein breites Spektrum abbilden", erklärt die Organisatorin Elisabeth Holzleithner, selbst Professorin für Rechtsphilosophie und Gender Studies, "deswegen ist uns ein guter Mix an Fächern wichtig." Dementsprechend präsentieren Dorothea Nolde (Geschichte), Stefanie Rinderle-Ma (Informatik), Angela Kallhoff vom Institut für Philosophie, Gunda Köllensperger von der Analytischen Chemie und Magdalena Pöschl vom Institut für öffentliches Recht die Angelpunkte ihrer Laufbahn ebenso wie ihre Forschungsschwerpunkte. "Alle sind relativ frisch berufen. Das soll auch verdeutlichen, dass sich etwas ändert in punco Geschlechtergerechtigkeit", betont Holzleither.

Kein "Plan B"

MIt der Frage, ob sie immer schon eine wissenschaftliche Karriere angestrebt habe, eröffnet Mitorganisator und Moderator Nikolaus Benke das Gespräch. "Nein", erzählt Däwes. Sie sei durch eine Mentorin zur Studienassistentin auserkoren worden. Nachdem sie aber die wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen habe, hätte es nie "einen Plan B" gegeben. Nach ihrem Studium an den Universitäten Mainz und Würzburg führten Studienaufenthalte Däwes nach Taiwan und in die USA. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u. a. auf Native American und First Nations Studies sowie auf kulturellem Gedächtnis und Erinnerungskulturen.

Als Studentin sei sie – im klassischen Frauenstudium Amerikanistik – nie mit dem Thema Gender-Gerechtigkeit konfrontiert gewesen. Erst nach der Promotion, also mit "zunehmender Karrierestufe", sei das "Missverhältnis zwischen Männer und Frauen" immer deutlicher geworden. Das heißt: Sehr viele Frauen studieren, aber nur wenige schaffen es über den akademischen Mittelbau hinaus. Däwes gelang dies unter anderem mit einem Exzellenzstipendium für ihre Habilitation, das sie bekam, nachdem ihre Dissertation ausgezeichnet wurde.

Schreiben, wenn das Baby schläft

"2009 wurde meine Tochter geboren", erzählt sie. "Ich konnte tagsüber schreiben, weil Babys da viel schlafen. Nachts weniger", ergänzt sie lachend. In einem Jahr und drei Monaten war ihre Habilitation fertig, in der sie sich mit "Ground Zero Fiction", also der literarischen Bearbeitung von 9/11, beschäftigt. Über 180 Romane thematisieren die Anschläge und ihre Folgen, auffallend sei neben vielen anderen Aspekten, dass "Maskulinität dabei oft stark in Szene gesetzt" werde. Mit Gender-Rollen beschäftigt sich Däwes auch in Bezug auf einen weiteren ihrer Forschungsschwerpunkte: amerikanische TV-Serien.

Dass es im Wissenschaftsbereich eine Quote braucht, glaubt sie nicht. Wie das ihre Co-Referentinnen sehen, ist jeweils an jedem dritten Montag im Monat von 18 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt im Dachgeschoß des Juridicum, Schottenbastei 10 bis 16, zu hören. (Tanja Paar, dieStandard.at, 21.4.2015)