Prag - Amnesty International erhebt in einem neuen Bericht schwere Vorwürfe gegen Tschechien. Kinder der Roma-Minderheit würden in den Schulen des EU-Mitgliedstaats weiter massiv benachteiligt und ausgegrenzt, teilte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag mit.

"Es kann keine Ausreden mehr geben", sagte deren Generalsekretär Salil Shetty in Prag. Mit einer Brief- und Onlinekampagne, die zugleich in mehr als 40 Ländern startet, wollen die Menschenrechtler den Druck auf die Regierung in Prag erhöhen. Aus mehr als 40 Ländern sollen symbolisch "Zeugnisse" für schlechten Minderheitenschutz an Ministerpräsident Bohuslav Sobotka geschickt werden.

Häufig in Sonderschulen abgeschoben

Die staatlichen Institutionen würden das Problem seit Jahren hin- und herschieben, beklagte Studienautorin Barbora Cernusakova. Roma-Kinder würden häufig an Förderschulen für leicht geistig Behinderte abgeschoben. Dort machten sie 32 Prozent der Schüler aus, obwohl Roma nur drei Prozent der Bevölkerung stellten.

Eine Roma-Mutter berichtete, wie ihr Sohn von seinen slawischen Mitschülern beleidigt, gemobbt und geschlagen worden sei. "Er wollte nicht mehr zur Schulen gehen, weil er Angst hatte", sagte Pavlina Pechova aus Ostrava (Ostrau). Bei Lehrern und Schulleitung habe sie keinen Rückhalt gefunden. (APA/dpa, 23.4.2015)