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Ökologie mit Investments zu fördern, stand 1980 im Zentrum der ersten Öko-Fonds. Heute geht es auch darum, die Unternehmen zu einer fairen Betriebsführung zu motivieren.

Foto: dpa/ Frank Rumpenhorst

Wien - In den 1980er-Jahren wurden die ersten Öko-Fonds aufgelegt, um die damaligen Themen wie Recycling, Reduktion von Emissionen oder die Entwicklung von Umwelttechnologien zu fördern. Heute sollen mit der nachhaltigen Geldanlage die Bereiche Umwelt, Soziales und faire Unternehmensführung beeinflusst werden.

Das passiert dadurch, dass börsennotierte Unternehmen von Fondsmanagern oder eigens spezialisierten Ratingagenturen auf die sogenannten Ausschlusskriterien hin gescreent werden. Zu diesen gehören Unternehmen, die Geschäfte in den Bereichen Rüstung, Tabak, Atomenergie oder Drogen verdienen, Kinderarbeit dulden, Menschenrechte verletzen oder kontroverses Verhalten etwa beim Umweltschutz zeigen - um einige Beispiele zu nennen.

Großer Anstieg

Doch wie sieht die Investorenlandschaft im deutschsprachigen Raum diesbezüglich aus? In Österreich, Deutschland und der Schweiz waren 2013 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) in Summe 134,5 Milliarden Euro in nachhaltige Geldanlagen investiert - das sind um zwölf Prozent mehr als 2012, zeigt der aktuelle Marktbericht vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG; siehe Download). Mit 7,1 Mrd. Euro gab es Ende 2013 (plus 27 Prozent zu 2012) in Österreich zum fünften Mal einen Höchststand bei nachhaltigen Anlagen.

Vor allem in den vergangenen eineinhalb Jahren ist das Interesse an dieser Art der Veranlagung deutlich gestiegen, sagt Jörg Moshuber, Fondsmanager des PIA Ethik Fonds von Pioneer Investments Austria. Das spiegle sich auch im Fonds wider. "Seit 2014 sehen wir einen deutlichen Anstieg der Mittelzuflüsse", sagt Moshuber. Flossen 2013 noch ca. 3,3 Mio. Euro neu in den Fonds, so waren es 2014 bereits 11,8 Mio. und im ersten Quartal 2015 bereits 15,4 Mio. Euro.

Aktienfonds, Mischfonds, Mikrofinanzfonds

Das meiste Geld fließt dabei in Fonds, die nach dem beschriebenen Prinzip der Ausschlusskriterien arbeiten. Auf Platz zwei der gewählten Strategien liegt der sogenannte Best-in-class-Ansatz, bei dem jene Unternehmen ausgewählt werden, die innerhalb einer Branche oder einem Land noch die besten sind bei der Verfolgung von nachhaltigen Zielen. Auf Platz drei liegt der Integration-Ansatz. Hier geht es darum zu schauen, ob und wie bei der unternehmerischen Praxis sowie bei Firmenanalysen ökologische und sozial-gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt werden.

Aus dem Bereich der nachhaltigen Publikumsfonds können Anleger in Österreich, Deutschland und der Schweiz mittlerweile aus knapp 390 Fonds wählen - das Angebot reicht von Aktienfonds über Mischfonds und auch Mikrofinanzfonds sind vertreten. In Österreich (etwa 4,5 Prozent aller Fonds werden hierzulande nachhaltig investiert) liegen nachhaltige Anleihenfonds mit 83 Prozent weit vorn, auch deutsche Anleger investieren am liebsten in diese Anlageklasse, während die Schweizer mit 56 Prozent verstärkt auf Aktienfonds setzen.

Gütesiegel zur Orientierung

Wollen Anleger aber wirklich wissen, wie nachhaltig ihr Fonds ist, oder reicht es, wenn er unter diesem Siegel angeboten wird? "Unserer Erfahrung nach vertrauen die Anleger im Wesentlichen auf die Zusammenarbeit eines renommierten Fondsanbieters mit spezialisierten Agenturen", sagt Moshuber. Wolfgang Pinner von der Raiffeisen KAG sieht das ein wenig differenzierter. "Das Thema Greenwashing ist sehr wichtig" , sagt Pinner. Dieses Problem könne man durch Zertifizierungen in den Griff bekommen. Die nachhaltigen Raiffeisen-Fonds etwa haben das Österreichische Umweltzeichen und das Eurosif Transparenzlogo. Dieses werde nur an Fonds verliehen, die in einem ausführlichen Fragebogen ihren Ansatz und die verwendeten Kriterien öffentlich verfügbar machen. Auch das FNG arbeitet derzeit an einem eigenen Gütesiegel, das für den gesamten deutschsprachigen Raum gelten soll. Ende 2015 soll es am Markt sein. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 24.4.2015)