Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile des Böhmerwalds zur Enklave. Bis zum Jahr 1990 blieb das Gebiet auf damals tschechoslowakischer Seite für die Öffentlichkeit unzugänglich. 45 Jahre lang waren die Menschen in diesem Gebiet voneinander getrennt, nur die Tiere und Pflanzen profitierten von diesem "Niemandsland". Quer durch Europa werden diese ehemaligen, sich selber überlassenen Grenzgebiete als "Grünes Band" bezeichnet. In Österreich und Bayern ist der Böhmerwald ein Natura-2000-Gebiet, in Tschechien der Nationalpark Šumava.

Das 680 Quadratkilometer große Waldgebiet wird auch das "Grüne Dach Europas" genannt. 2007 hat der Orkan Kyrill viele Bäume, die bereits vom Borkenkäfer geschwächt waren, umgeworfen. Auf der österreichischen und bayerischen Seite werden diese Bäume aus dem Bestand genommen, im Nationalpark bleiben sie stehen und werden sich selber überlassen. Die toten Baumstrünke vermitteln eine "Endzeitstimmung" , sagen die einen, "die Natur nimmt ihren feien Lauf", meinen die anderen.

Auf dem Gebiet hat sich der Luchs wieder angesiedelt, Birkhühner, Hirsche und Rehe können sehr leicht in freier Wildbahn beobachten werden. Felsformationen aus Granit, wie die Teufelsschüssel, der Plöckenstein oder der Dreisesselberg bilden die Gipfel der Region. Sie zeugen von einer starken vulkanischen Tätigkeit vor Hunderten Millionen von Jahren. Berühmtester Bürger der Region war zweifelsfrei der Schriftsteller Adalbert Stifter, der einst über den Böhmerwald sagte "Meine ganze Seele hängt an dieser Gegend".

Das Adalbert Stifter-Denkmal
Foto: OÖ Tourismus

Direkt vom oberen Parkplatz Oberschwarzenberg gehen wir ein kleines Stück die Forststraße aufwärts und biegen nach rechts ab. Wir folgen dem breiten Schotterweg, vorbei an unzähligen riesigen Granitsteinen, bis zur Teufelsschüssel, einem grandiosen Aussichtsfelsen mit einem Gipfelkreuz. Für den Zustieg auf diesen alten Kultplatz wurde viel Eisen in den Fels getrieben. Beim Hinaufklettern sieht man wassergefüllte Löcher, aus denen, laut einer Sage, der Teufel getrunken haben soll. Wieder unten, gehen wir zurück auf den breiten Weg und wandern diesen weiter aufwärts, bis wir zur Grenze nach Tschechien kommen. Nun ändern wir die Richtung und folgen dem Nordwaldkammweg (E6/105) nach Osten.

Nach rund 30 Minuten verlassen wir den Weitwanderweg und gehen einen schmalen Pfad, über letzte Schneefelder, direkt zum Gipfel des Plöckensteins – tschechisch: Plechý –(1.379 m). Nach einer Rast, am höchsten Berg der Region, gehen wir immer an der Grenze entlang bis zum Dreiländereck zwischen Österreich, Bayern und Tschechien – Gehzeit rund 45 Minuten. Ein Obelisk aus Granit markiert das Zusammentreffen der drei Länder. Ab hier kann man in etwa 40 Minuten über den Grenzsteig direkt zum Parkplatz absteigen.

Wir folgen aber weiter dem Grenzkammweg über den Bayerischen Plöckenstein (1.364 m) und Hochkamm (1.331 m) bis zum Gasthaus Dreisesselberg (1.312 m). Auch dort gibt es noch ein paar interessante Felsformationen, die man leicht erklimmen kann. Auf dem Weg zum höchsten Punkt dem Hochstein (1.333 m) passieren wir die Johannes-Nepomuk-Neumann-Kapelle, die nach einem böhmischen Priester benannt wurde. Nach der Einkehr ins Gasthaus Dreisesselberg gehen wir kurz eine asphaltierte Straße abwärts, bis auf der linken Seite ein Weg von der Straße abzweigt – das ist der "Witiko"-Steig, benannt nach dem historischen Roman von Adalbert Stifter. Immer den Schildern bis zum Parkplatz in Oberschwarzenberg folgen. (Birgit Eder, DER STANDARD, 25.4.2015)