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Klitschko tat über weite Strecken des Fights nur das Nötigste.

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New York - Er machte mit beiden Händen das Siegeszeichen im Ring, aber Wladimir Klitschko hat die amerikanischen Boxfans erneut nicht begeistern können. Bei seinem einstimmigen Punkterfolg in New York gegen US-Herausforderer Bryant Jennings wirkte der 39-jährige Ukrainer selten bis nie wie ein Schwergewichts-Champion. Eine Woche vor dem sogenannten Kampf des Jahrhunderts zwischen den Weltergewichtsweltmeistern Floyd Mayweather und Manny Pacquiao war das keine Werbung für den Boxsport, und schon gar keine für Klitschko.

Der Makel des nicht unsympathischen Langweilers, der ihm in den USA anhaftet, wurde eindrucksvoll bestätigt. Die 17.056 Zuschauer im Madison Square Garden, unter ihnen Evander Holyfield, Lennox Lewis und Schauspieler Bruce Willis, applaudierten maximal höflich, sie haben die Fadesse tapfer ertragen.

Sorry

"Jennings hat mir viele Probleme bereitet. Er ist ein harter Hund. Er hat schnelle Hände und ist ein guter Athlet", sagte Klitschko nach dem Arbeitssieg (116:111, 116:111, 118:109): "Es tut mir leid. Manchmal läuft es nicht so, wie man es sich wünscht." Der Titelverteidiger merkte selbst, dass er das Publikum bei seiner Rückkehr nach sieben Jahren nicht überzeugen konnte.

Jennings hingegen war voller Energie. "Diese Niederlage nagt nicht an meinem Selbstvertrauen", sagte der 30-Jährige. Der ehemalige Hausmeister, der erst 2004 mit dem Boxen begann, sah sich sogar als Sieger. "Das Urteil war nicht korrekt. Ich fordere ein Re-Match, es war nicht mein schwierigster Kampf ", sagte der Spätstarter nach der ersten Niederlage im 20. Profifight. Klitschko lehnte die Forderung allerdings ab.

Kein Vergleich

Sein 43-jähriger Bruder Witali, hauptberuflich Bürgermeister von Kiew und Trainer im Nebenjob, beurteilte die Leistung Wladimirs, ohne rot zu werden, als "gut. Leider war es kein K. o." Für den kleinen Bruder zählte letztendlich nur das nackte Ergebnis. "Es war schwer, aber die Erfolgsstory Klitschko wird weitergeschrieben", sagte der Dauerchampion, der von 67 Kämpfen 64 gewonnen hat (55 K. o.). Seit elf Jahren ist er ungeschlagen, seit neun Jahren und 18 Titelverteidigungen Weltmeister. Mit dem 27. WM-Kampf knackte er sogar den Weltrekord von Joe Louis. Das hört der Olympiasieger von 1996 aber nicht gern. "Mit diesem Boxer kann man mich nicht vergleichen. Das war eine Legende."

Klare Vorstellungen hat der Triple-Champ (WBA, WBO, IBF, den WBC-Gürtel hat Deontay Wilder) von seinem weiteren Weg. Im September wird wieder geboxt, vermutlich gegen den ungeschlagenen Briten Tyson Fury. Der ist in erster Linie groß, misst 2,06 Meter. "Ich kenne das Ranking nicht genau, aber er ist, glaube ich, mein Pflichtherausforderer."

Geboxt werden soll in Furys Heimat England oder in Deutschland. Klitschko kann mit beidem leben. New York oder Las Vegas ist definitiv auszuschließen. (red. DER STANDARD, 27.4.2015)