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International erleben Naturweine gerade eine Hochzeit.

Foto: APA

Während in Barcelona, Kopenhagen, London oder New York "Natural Wines" boomen, wird hierzulande immer noch debattiert, ob man diese Weine überhaupt trinken darf: Weine, die biologisch und im Keller möglichst ohne Intervention gemacht werden.

Besorgte Blogger tippen sich die Finger wund, Krisentagungen werden abgehalten und aufgeregte Pamphlete gegen Naturweine verfasst. Da kann es schon einmal vorkommen, dass Naturweinanhänger als "Talibane" beschimpft werden. Ob das ein guter Stil ist, sei dahingestellt.

Humorbefreite Geschmackspriester der Weinszene

Völlig humorbefreite Geschmackspriester wollen der Menschheit erklären, wie Wein zu schmecken hat. Alles, was von der Norm und jahrzehntelanger Geschmackskonditionierung abweicht, wird als fehlerhaft und verdorben bezichtigt. Als Teufelszeug, das den unschuldigen Weingaumen befleckt. Eine modische Verirrung, so glaubt man, die gottlob bald vorübergehen werde.

Da haben wir schon ganz andere Moden über uns ergehen lassen müssen: unbarmherziger Barrique-Einsatz oder Mostkonzentration bis zum Abwinken.

Die ganze Diskussion erinnert an die Empörung verzopfter Bürger gegenüber abstrakter Kunst - damals, vor 100 Jahren. Geht es nicht ein wenig entspannter? Es ist ja nur Wein. Und nicht der Untergang des christlichen Abendlandes. (Christina Fieber, Rondo, 5.5.2015)