Wien – Der neue Chef der staatlichen Hypo-Abbaugesellschaft Heta, Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath, macht Tempo. Der deutsche Banker will die Assets der Gesellschaft binnen drei bis fünf Jahren "so gut wie möglich verkaufen" – bisher war man von einer viel längeren Abbaudauer ausgegangen. Davon hält Schoenaich-Carolath nichts, erklärte er am Montagabend bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten in Wien. Denn: "Assets werden nicht besser, wenn man sie lange liegen lässt."
Dass die Heta ihre Bilanz erst Ende Mai (statt Ende April) veröffentlichen kann, hält der neue Heta-Chef für "natürlich und normal", man brauche einfach "etwas mehr Zeit" für die Bewertungen.
Tatsächlich wird in der Bank bereits seit Wochen um selbige gerungen. In der Asset-Review war die Bandbreite der Bewertungskorrekturen mit 5,1 bis 8,7 Mrd. Euro angegeben worden, der wahrscheinlichste Wert mit 5,7 Mrd. Euro. Nun gilt es, Endgültiges zu eruieren – doch da sind sich die Banker und ihr Aufsichtsrat noch nicht einig, wie es in der Bank heißt.
Die wichtigsten offenen Punkte heißen Italien und Südosteuropa. Zwar sind Hypo Italien und SEE-Netzwerk nur noch Cousinen der Heta (mit der Republik als gemeinsamer Großmutter) – aber die Heta hat noch jede Menge Geld in ihren ehemaligen Töchtern stecken.
Italien-Refinanzierung
Allein in Italien sind es 1,7 Mrd. Euro; für diese Forderung wollte der Vorstand eigentlich nichts vorsorgen, heißt es in Eigentümerkreisen. Mit diesem Vorhaben sei er aber am Aufsichtsrat gescheitert, also errechnet er nun die Abwertungserfordernisse.
Zudem will die Italien-Mutter, die staatliche HBI, kein Kapital mehr einschießen. Behielte man den rechtlichen Status quo bei, wären, wie berichtet, mindestens rund 400 Mio. Euro fällig. Die Österreicher verfolgen daher den Plan, die italienische Banklizenz zurückzulegen, was aber bisher an der Aufsicht vor Ort gescheitert ist. Allerdings laufen diesbezüglich noch Gespräche mit der Banca d’Italia, und die Heta-Verantwortlichen sind zuversichtlich, bald auf einen grünen Zweig zu kommen. Gelingt das, wäre das Eigenkapital-Nachschussproblem obsolet – und es gälte "nur" noch die 600 Mio. Euro für Spareinlagen und Sparbriefe der Italien-Kunden abzudecken. Schoenaich-Carolath sagt zur Hypo-Italien nichts, er beruft sich aufs Bankgeheimnis.
Banker dementieren
Auch im SEE-Netzwerk (der Verkaufsvertrag mit Advent und EBRD ist bereits unterschrieben) hängt die Heta noch mit rund zwei Mrd. Euro. Auch da gibt es dem Vernehmen nach Auffassungsunterschiede, wie mit ihnen bilanztechnisch umzugehen ist. Die Käufer haben sich ja weitgehende Gewährleistungsansprüche herausverhandelt, die auch die Refinanzierungslinien als Sicherstellung beinhalten. Ein Sprecher der Bank dementiert die kolportierten Auffassungsunterschiede: Der Aufsichtsrat habe bislang weder zu den Bewertungsmethoden, noch zur Erstellung der Bilanz 2014 Stellung bezogen. Der Aufsichtsrat werde sich dazu erst im Rahmen seiner Aufgabe der Bilanzfeststellung konkret einbringen.
Zu seinen eigenen Belangen gibt sich der neue Heta-Chef, der zuletzt die polnische Tochter der deutschen DZ Bank abgewickelt hat, verschlossen. Er habe einen Dreijahresvertrag ohne variable Gehaltsbestandteile; die Höhe seines Einkommens gibt er aber nicht preis, das sei Privatsache. Bis Juli wird der in Wien geborene Deutsche parallel auch noch für die polnische DZ-Tochter arbeiten.
Für den Schritt der Österreicher, die Hypo (fünf Jahre nach ihrer Verstaatlichung) in eine Bad Bank umzuwandeln und sie nun auch unters Regime der Abwicklungsbehörde in der FMA zu stellen, fand der Banker in seinem ersten Auftritt vor der österreichischen Presse lobende Worte: "In Österreich greift man das Problem an, das ist der richtige Weg." (Renate Graber, DER STANDARD, 28.4.2015)