Bild nicht mehr verfügbar.

Die Kaiserwiese im Prater vor dem Wiener Riesenrad wird seit einigen Jahren verstärkt für Veranstaltungen aller Art genutzt. Im Juni 2008 fanden etwa Public-Viewing-Events der Fußball-Heim-Europameisterschaft statt.

Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Anfang Februar 2015: Die Kaiserwiese wurde nach der "Wiener Wiesn" nicht mehr revitalisiert und sah erbärmlich aus.

Foto: Heribert Corn

Nach der Verlegung eines Schotterrasens im Frühjahr ist die Wiese mittlerweile vollständig wiederhergestellt.

Foto: Robert Wallner

Wien – Auf der Kaiserwiese im Wiener Prater wird am Freitag gerockt. Beim traditionellen Maifest kommen aber auch Fans des Austropop auf ihre Kosten, zudem wird auf der Bühne vor dem Riesenrad beim Praterstern der Country-Musik gehuldigt. Ein Feuerwerk bildet den Abschluss des Tages. Und am Samstag geht es musikalisch weiter, das Finale ist der heimischen Rock-Combo Alkbottle samt Gästen vorbehalten.

Ebenso traditionell erbärmlich, das lässt sich jetzt schon prognostizieren, wird der Zustand der Wiese nach dem kostenlosen Event und den tagelangen Abbauarbeiten sein. Von einer grünen, blühenden Wiese wird dann vorerst nichts mehr zu sehen sein – auch wenn erst vor wenigen Wochen ein Schotterrasen verlegt wurde. Dieser soll der Belastung durch zahlreiche Lkw besser standhalten.

Von Star-Trek-Fans bis Xavier Naidoo

Viel Zeit zur Erholung wird der öffentlichen Parkwiese nicht gegönnt: Ende Mai folgt das Arbeiter-Samariter-Fest, dann findet ein Science-Fiction-Day für Fans von Star Trek und Co statt. Xavier Naidoo und Kool Savas treten am 5. Juli auf der Kaiserwiese auf. Motorradfans könnten sich im Sommer für die Vienna Harley Days wieder im Prater einfinden.

Ab Anfang September beginnen auf der Kaiserwiese wieder die Aufbauarbeiten für die "Wiener Wiesn" (24. September bis 11. Oktober). Gleich anschließend hat sich erneut die Dinner-Show "Palazzo" angesagt: Von Anfang November 2015 bis März 2016 findet diese laut Eigenangaben wieder auf der Kaiserwiese statt.

Dabei hat sich Karlheinz Hora (SPÖ), der Bezirksvorsteher der Leopoldstadt, erst kürzlich dafür ausgesprochen, die Events auf der Kaiserwiese künftig auf 60 Tage zu beschränken – inklusive Auf- und Abbauzeit für die Veranstaltungen. Ein diesbezüglicher Antrag von SPÖ, FPÖ und ÖVP soll Ende Juni im Bezirk beschlossen und dann an die Landesgremien weitergeleitet werden. Alleine mit dem Palazzo und ein paar Tagen "Wiener Wiesn" wäre diese Beschränkung in diesem Jahr aber bereits überschritten.

3.500 Unterschriften

Für die Bürgerinitiative "Kaiserwiese für alle!" ist das ein unerträglicher Zustand. Schließlich sei die Kaiserwiese als Erholungs- und Parkfläche gewidmet. Man wolle den Kommerz – also kostenpflichtige Konzerte, die "Wiener Wiesn" und das Palazzo – von der öffentlichen Wiese verbannen: Laut Eric Kläring von der Bürgerinitiative wurden bereits 3.500 Unterschriften dafür gesammelt, die Events auf 30 Tage zu beschränken. Auch die Grünen im Bezirk treten für diese Anzahl von Nutzungstagen ein – sowie für möglichst wenige Veranstaltungen mit Konsumzwang.

Bei der Prater Wien GmbH, die als Tochterunternehmen der Stadt Wien seit 2005 für die Verwaltung des Praters verantwortlich zeichnet, versteht man die Aufregung nicht. "Es war der Wunsch der Stadt und des Bezirks, den Prater zu beleben", sagt Sprecherin Sonja Soukup. Die Kaiserwiese sei mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Auto leicht zu erreichen und daher ein attraktiver Ort für verschiedene Veranstaltungen.

"Das Palazzo ist im Wackeln"

Sollte die Stadt dem Wunsch von Hora, die Events auf 60 Tage zu beschränken, entsprechen, würde sich die Prater Wien GmbH dem nicht querstellen. "Wenn der Bezirk das sagt, machen wir das." Laut Soukup könnte die Beschränkung schon in diesem Jahr erreicht werden. Denn: "Das Palazzo ist im Wackeln."

Bei Palazzo Wien wird das freilich anders gesehen: Natürlich finde der Event wieder auf der Kaiserwiese statt. Der Vorverkauf für die Wiener Shows im Prater läuft demnach seit vier Wochen: Die Premiere geht am 11. November über die Bühne, am 6. März 2016 folgt die vorläufige Schlussveranstaltung.

Einzäunung der Kaiserwiese war ein Fehler

Die Kaiserwiese ist laut Soukup ein Besuchermagnet sowie ein Wirtschaftsfaktor: Allein zur "Wiener Wiesn" sollen im Vorjahr 250.000 Besucher gekommen sein. Der Fehler sei gewesen, die ordentlich in Mitleidenschaft gezogene Fläche danach einzuzäunen. "Die Kaiserwiese war optisch hässlich und hat sich bis zum Winter nicht mehr rechtzeitig revitalisieren lassen." Mit dem neuen und viel stärker belastbaren Schotterrasen soll das künftig nicht mehr passieren. (David Krutzler, derStandard.at, 30.4.2015)