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Telefonieren oder simsen ist die häufigste Ablenkungsursache, wie eine Salzburger Verkehrsbeobachtung ergab. Außerdem sind die Fahrzeuge selbst komplexer geworden.

Foto: AP Photo/LM Otero

Wien – Mehr als 30 Prozent aller Unfälle in Österreich sind auf Ablenkung zurückzuführen. 60 Personen starben im Jahr 2014 auf Österreichs Straßen bei einem Unfall, der wegen Ablenkung passiert ist. Und das Problem wächst: Während 2005 rund sieben Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle auf diese Ursache zurückzuführen waren, waren es 2014 bereits 14 Prozent. Diese Zahlen des Innenministeriums präsentierte Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) am Freitag bei einer Pressekonferenz – um den Startschuss einer Initiative gegen Ablenkung am Steuer bekanntzugeben.

Mit Vertretern wissenschaftlicher Einrichtungen, der Transportwirtschaft, von Infrastrukturbetreibern und Autofahrerclubs sollen vor allem Maßnahmen gegen die zunehmende Ausstattung der Fahrzeuge mit neuen Funktionen und Technologien erarbeitet werden. Dafür wurde innerhalb der Plattform ITS Austria, die österreichische Akteure im Bereich Verkehr, Transport und Logistik vernetzt, für ein Jahr eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Unter anderem angedacht sind Aufklärungskampagnen oder die Überprüfung, ob eine Vereinheitlichung für die Bedienung von Fahrzeugen sinnvoll wäre. Denn während das Cockpit eines Autos im Jahr 1983 noch sieben Funktionen gehabt habe, verfüge es heute bereits über 61 Funktionen.

Meistens ist es das Handy

Hinzu kommt, dass 2013 fast zwei Drittel der Österreicher ein Smartphone besaßen – mit dem man weit mehr kann, als zu telefonieren oder zu simsen. Eine Verkehrsbeobachtung in Salzburg, deren Ergebnisse im April präsentiert wurden, ergab, dass Handytelefonie oder SMS-Schreiben während der Fahrt die häufigste Nebentätigkeit ist. Unter den Fahrtanfängern gaben bei einer Umfrage des Instituts alles-führerschein.at 19 Prozent als Hauptablenkung Telefonieren an, 16 Prozent SMS-Tippen. Weitere Gründe für das Abgelenktsein beim Autofahren sind laut der Salzburger Verkehrsbeobachtung Rauchen, Hantieren mit dem Navigationsgerät, Lesen, Essen oder Trinken.

80 Prozent durch Ablenkung

In den USA sind sogar bei etwa 80 Prozent aller Unfälle die Fahrer in den drei Sekunden vor dem Unfall abgelenkt, wie Schätzungen der US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit NHTSA ergaben. Laut NHTSA wurden im Jahr 2012 in den USA 421.000 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt, bei denen ein Fahrer abgelenkt war, 3.328 Menschen starben. Eine Studie zeigte, dass einfachste Aufklärungskampagnen die Hälfte der Fahrer zu einem Umdenken brachten. Dabei wurden Fahrzeuglenker mündlich, via Poster und Flyer über die konkreten Gefahren beim Telefonieren und bei ähnlichen Tätigkeiten während des Autofahrens aufgeklärt.

Auch technische Problemlösungen sind in Ausarbeitung: US-Firma Comsonics entwickelt einen Detektor, mit dem festgestellt werden kann, ob ein Handy bei der Fahrt aktiv genutzt wird. So sollen lenkende Telefonierer und SMS-Schreiber der Polizei leichter ins Netz gehen. (spri, 9.5.2015)