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Bei Reflux ist Industriezucker tabu. Das unangenehme Brennen kann etwa mit Blattsalaten, Tomaten und grünen Äpfeln vermieden werden.

Foto: AP/Matthew Mead

Martin Riegler, Karin Hönig-Robier
Nie wieder Sodbrennen
Reflux verstehen und in den Griff bekommen
Maudrich-Verlag
144 Seiten, 19,90 Euro

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"Am Abend und in der Nacht brennt's, dass das Krematorium a Schmarrn dagegen ist" - so beschrieb Kabarettist und Dichter Karl Farkas 1975 sein Sodbrennen. Dabei handelt es sich um das Hauptsymtpom der gastroösophagealen Refluxkrankheit (kurz Reflux), bei der Magensäure durch ein defektes Ventil die Speiseröhre aufsteigt und dort zu Entzündungen führt. Das ist nicht nur äußerst unangenehm, sondern kann bei chronischem Bestehen letztendlich sogar zu Krebs (Barrett-Karzinom) führen.

Der neue Ratgeber "Nie wieder Sodbrennen" des Chirurgen Martin Riegler von der MedUni Wien und der Kommunikationsexpertin Karin Hönig-Robier widmet sich dem unangenehmen Aufstoßen, an dem jeder dritte Österreicher zumindest gelegentlich einmal leidet - und gibt konkrete Empfehlungen, was man essen sollte, was lieber nicht.

Beschwerden nach dem Essen

Charakteristisch für die Reflux-Krankheit sind neben dem Brennen auch Magenschmerzen, mitunter auch Völlegefühl, Blähungen und Schmerzen beim Schlucken.Typischerweise treten die Beschwerden nach dem Essen auf.

Dabei handelt es sich um eine Dysbalance im Stoffwechsel, die häufig von Eltern oder Großeltern vererbt wird, heißt es in der Einleitung des Ratgebers. Ungesundes Essverhalten (zu viel, zu süß, zu salzig) und Stress tun ihr Übriges, dass es zur typischen Symptomatik kommt. Deshalb ist hier die richtige Ernährung umso wichtiger.

Ernährung entscheidend

So empfiehlt Ewald Rieglers Ernähungslehre aus den 1970ern, vor allem bei konzentriertem Zucker zu bremsen, der nicht nur in Süßspeisen und Obst, sondern etwa auch in Milch, Käse, Reis und Kartoffeln enthalten ist. Von Atkins- und anderen Low-Carb-Diäten unterscheidet sich diese Methode darin, dass jegliche Form von raffiniertem Zucker vermieden wird. Empfohlen wird zudem, künstliche Süß-, Aroma- und Konservierungsstoffe zu meiden, auch Alkohol nur in Maßen zu genießen.

Reflux vorbeugen kann man laut Tabelle im Buch etwa mit magerem Fleisch, frischem Fisch, hartgekochtem Ei (nicht aber weichem Ei), allen Blattsalaten, Tomaten, grünen Äpfeln - die man mit Schale essen sollte. Zudem wird empfohlen, zwischen den Hauptmahlzeiten stündlich kleine Mahlzeiten einzunehmen, um die Magensäure zu neutralisieren - auch nach dem Abendessen bis zum Schlafengehen. Das verhindere Reflux am Abend und beuge nächtlichen Beschwerden vor.

Wichtig zudem: Nicht hungern. Sobald man Hunger verspürt, solle eine Kleinigkeit gegessen werden. "Sie werden staunen, wie rasch Sie Ihre Refluxbeschwerden wieder los sind! Und das mit geringster oder keinerlei Unterstützung durch Medikamente!", heißt es im Buch. Konkrete Diätpläne runden das Ernährungskapitel ab, das durchaus etwas ausführlicher ausfallen hätte können.

Weitere Abklärung

Wenn auch eine Ernährungsumstellung nicht hilft, sollte man nach definitiver Abklärung mittels Gastroskopie zu Medikamenten greifen – schließlich kann es in späteren Stadien der Erkrankung zu Brustschmerzen bis hin zu Asthmaanfällen kommen, wenn der Reflux bis in die Lunge gelangt. Spätestens dann besteht Handlungsbedarf, bevor es zu einer Krebsvorstufe kommt.

Gegen symptomatische Beschwerden gibt es Protonenpumpen-Hemmer ("Magenschutz"), die rasch und unkompliziert wirken. Mittels chirurgischer Methoden wie der Fundoplikatio-Operation, bei der ein Teil des Magens um die Speiseröhre gewickelt wird und diese von ihm abschließt, lässt sich der Reflux auch ursächlich beseitigen.

Wichtiger ist aber, es gar nicht so weit kommen zu lassen und zu einem gesunden Lebensstil zu finden. Das Buch bietet einen gelungenen Überblick zu einer sehr unangenehmem Erkrankung - die man in vielen Fällen bereits mit der richtigen Ernährung in den Griff bekommt. (Florian Bayer, 3.6.2015)