Design, das mit sozialen Einrichtungen entsteht, haftet mitunter eine gewisse Muffigkeit an – Zu Unrecht, wie österreichische Initiativen zeigen

Neu machen: Gabarage in Wien

Gabarage wurde im Jahre 2002 gegründet, zu einer Zeit, als das Wort Upcyling, im Gegensatz zur aktuellen Hochzeit des Objekte-Aufpimpens, noch weitgehend Achselzucken auslöste.

Die sozialintegrative Einrichtung basiert auf den folgenden Säulen: dem Verwerten von Restmaterialien und der Kreation neuer Produkte, dem Verlängern der Lebenszyklen von Rohstoffen, also Müllvermeidung, sowie der Wiedereingliederung ehemals suchtkranker Personen in den Regelarbeitsmarkt und deren Entstigmatisierung.

Das Design, das bei Gabarage heraus- bzw. in den Shop in der Wiener Schleifmühlgasse kommt, kann sich sehen lassen. Darunter sind Vasen aus alten Kegeln, Leuchten aus Ampelgläsern oder äußerst coole Hocker aus alten Büchern zu finden. (maik)

www.gabarage.at

Foto: Hersteller

Gestaltung lernen: unik.at in Wien

Der Verein Humanisierte Arbeitsstätte, der vom Bundessozialamt Wien finanziert wird, umfasst seit dem Jahr 2000 die drei Berufsintegrationsprojekte Synapse, Mentorix und Unik.at.

Ziel ist die Integration von Menschen mit mindestens 50 Prozent Behinderung. Unik.at bringt zusätzlich eine Produktpalette hervor, deren Verkaufserlös in die projektinterne Lehrlingsausbildung fließt. Zu haben sind fesches Porzellan, Textilien, edle Schneidbretter und anderes Kunsthandwerk. (maik)

www.unik.at

Foto: Hersteller

Namen haben: goodgoods in Wien

Goodgoods heißt eine Initiative der Designerinnen Sofia Podreka und Karin Radanitsch, auch bekannt unter dem Namen Dottings. Mit an Bord sind aber auch andere namhafte Designer aus der heimischen Szene, darunter Julia Landsiedl, Eva Blut, Mischer Traxler oder Lucy D.

Sie entwarfen Taschen, Besen, Flaschenöffner, Bürsten und einige Dinge mehr, die von insgesamt zehn geschützten Werkstätten gefertigt werden. Wichtig ist den Machern von Goodgoods, dass die Objekte wegen ihres Wertes als Gebrauchsgegenstand und nicht aus Mitleid gekauft werden. (maik)

www.goodgoods.at

Foto: Hersteller

Struktur geben: Heidenspass in Graz

Die Teile von Heidenspass sind oft schrill, manchmal dezent elegant, immer aber Unikate. Das sozialökonomische Arbeitsprojekt startete in Graz vor fast zehn Jahren mit dem Ziel "Spaß und Freude an sinnvoller Arbeit!".

Es gibt Taschen, iPad-Hüllen, Schlüsselanhänger, Schmuck und Wohnaccessoires aus Fahrradschläuchen oder alten Schallplatten. In der Werkstatt arbeiten etwa 25 junge Menschen, "die eine Struktur brauchen, weil sie gerade nicht so gefestigt sind", erzählt eine Mitarbeiterin. Darunter sind derzeit einige aus Afghanistan sowie Schulabbrecher aus Österreich. (cms)

www.heidenspass.cc

Foto: Hersteller

Gutes tun: VinziChance in Wien

Die VinziRast kennt man längst, die dazugehörige VinziChance hat sich noch nicht so herumgesprochen, sie existiert auch erst seit vergangenem Oktober.

Durch eine Kombination aus Lernen und Arbeiten samt Sprachunterricht - etwa für Flüchtlinge aus Afrika oder Syrien - in Werkräumen für Textil oder Holz entstehen einfache, aber wohlgestaltete Dinge wie Jute-Brotkörbe mit Leinen- Inlets, Obstkörbe, Kochschürzen und andere Heimtextilien. Erhältlich ist all das gegen eine Spende. Einen Rad-Werkraum gibt’s auch, hier werden alte Räder wieder in Form gebracht. (maik)

www.vinzirast.at

Foto: Hersteller

Bunt mischen: Siebensachen in Bregenz

Siebensachen steht in blauer Schönschrift über dem Geschäft am Bregenzer Kornmarkt. Der Subtitel "alt und neu" verspricht einen Mix. Gutes Gebrauchtes offeriert Integra im großzügigen Laden, einer früheren Druckerei. Neues gibt’s aus der Nähwerkstatt.

Dort entwerfen und nähen Frauen, die seit langem auf Arbeitssuche sind, Wohnaccessoires. Es gibt Praktisches wie Nackenkissen, Lätzchen oder Kissen und Decken in allen Farben. Das Sortiment an Second-Hand-Kindersachen wird demnächst um Textiles und Spielsachen aus den eigenen Werkstätten erweitert. (jub, Rondo, 22.6.2015)

www.integra.or.at

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