Axel Kiesbye ist in Sudhäusern jeglicher Größe zu Hause: Für Sigl braut er Trumer Pils, für die Bundesforste ein Waldbier, und für die Teilnehmer seiner Seminare im Bierkulturhaus erfindet er eigene Rezepturen für individuelle Biere.

Foto: Conrad Seidl

Ein Austro-Bier in Hollywood, das kann man schon in einigen US-Filmen und -Serien sehen. Seth Rogen löscht seinen Durst in "The Green Hornet" mit einem Trumer Bier, und auch in "Savages" von Oliver Stone wird das Bier aus Salzburg getrunken. In der Region Obertrum finden sich aber neben dem Hollywood-Bier noch andere Craft-Beer-Spezialisten, die dem Handmade-Trend Aufwind geben.

Alles Handarbeit

Man kann zum Beispiel Axel Kiesbye besuchen. Wer mit ihm zu brauen beginnt, muss bescheiden anfangen – Malz schroten, in der Pfanne die Maische rühren, alles in Handarbeit. 100 Liter Bier kommen bei solchen Brautagen im Bierkulturhaus in Obertrum heraus. Und ab 96 Euro pro Person ist man dabei – Verkostungserlebnis inklusive.

Dabei war es dem Braumeister mit dem markanten deutschen Zungenschlag nicht in die Wiege gelegt, dass er eines Tages Bier brauen würde. Eigentlich wollte er in Hamburg Marketing studieren, scheiterte aber am Numerus clausus. Also wandte er sich an die TU München, die ihn in Weihenstephan 1989 zunächst zum Studium der Lebensmitteltechnologie zuließ – über diesen Umweg kam er zum Braumeisterstudium und landete schließlich bei der Brauerei Sigl in Obertrum.

Botschafter der Biere

Im Sudhaus von Sigl, nur 100 Meter von Kiesbyes seit dem Jahr 2000 im Nebenberuf betriebenem Bierkulturhaus, sind die Sudmengen 250-mal größer. Aber auch dort braut Kiesbye neben dem Trumer Pils den einen oder anderen Spezialsud – etwa das jährliche Waldbier in Kooperation mit den Bundesforsten. Ganz hat ihn das Marketing nicht losgelassen: Er ist ein perfekter Botschafter seiner Biere und vermittelt als Kolumnist "Bieraculix" deutschen Brauerkollegen das Wissen um das Brauen von Craft-Bieren diesseits und jenseits des Reinheitsgebots.

Einen direkteren Weg zum Bierbrauen wählte Reinhold Barta: Der Weinviertler studierte an der Boku in Wien, machte Praktika unter anderem in Irland, wo er das Brauen von Stout lernte, und in einer Gasthausbrauerei in St. Pölten. Danach arbeitete er für Stiegl in der Stiegl-Ambulanz auf dem Wiener Uni-Campus und in der Versuchsbrauerei in Stiegls Brauwelt in Salzburg. So wurde Barta zum Salzburger – und beschloss, dort mit einer eigenen Brauerei Fuß zu fassen.

Export bis nach Finnland

Diese Brauerei besteht nun seit acht Jahren – aber nicht mehr an dem Standort, der ihr den Namen gegeben hat: Ursprünglich war die Brauerei Gusswerk nämlich in einer alten Gießerei am Salzburger Stadtrand untergebracht. Ein Gelände, das sich bald als ungeeignet erwies: Es war zu wenig frequentiert, um eine reine Gasthausbrauerei erfolgreich zu betreiben – aber es war auch zu klein, um eine zünftige Mittelstandsbrauerei zu betreiben, von der aus Barta die (Bier-)Welt erobern wollte.

Also zog er mitsamt der Brauereiausrüstung ins nahe Hof, von wo aus die Brauerei Gusswerk ihre Biobiere nun nicht nur in die österreichischen Bioläden versendet, sondern auch ins Ausland: Inzwischen hat Barta sogar in Finnland ein stabiles Geschäft für Salzburger Bier etabliert.

Experimentieren mit Kräutern

Und es ist nicht einfach nur Biobier – Barta hat es geschafft, der österreichischen Craft-Bier-Bewegung einen Stempel aufzudrücken: Er experimentierte mit Kräutern, seinem "Horny Betty" genannten Bier setzte er geiles Ziegenkraut (Epimedium grandiflorum) zu, im "Cerevinum" vergor er Bierwürze und Traubensaft zu einem Bier-Wein-Hybrid, und sein "Krinnawible" ließ er in Whiskyfässern nachreifen, was dem Bier nicht nur zusätzliches Aroma, sondern auch einen Alkoholgehalt von 14,5 Prozent verlieh.

Dazu jene Biere, die man heute in Craft-Breweries zu finden gewohnt ist: Das "Nicobar IPA" gibt es in einer klassischen und einer Weizenbierversion, und bei den Stoutbieren gibt es gewöhnliche und imperiale (also in die Bockbierkategorie fallende) Stärken.

Damit kann sich das Gusswerk schon sehen lassen – auf dem Fest "Kleine Brauer – große Biere", das vor drei Wochen in Anthering bei Salzburg stattgefunden hat, war Barta einer der unumstrittenen Stars, wobei Bartas Betrieb immer noch als bescheidenes Kleinunternehmen neben seinem früheren Arbeitgeber Stiegl erscheint, dessen Biere nicht nur in den finnischen Alko-Läden, sondern auch in den USA als Salzburger Marke etabliert sind.

Für zu Hause

Die wahren Innovationen brauen die Stiegl-Braumeister Christian Pöpperl und Markus Trinker aber für den heimischen Markt. Nach vielen Kleinsuden hat Stiegl im Vorjahr (und neuerlich im heurigen April) erstmals bundesweit ein Pale Ale angeboten, also einen Bierstil, der bisher nur von eingefleischten Craft-Bier-Fans nachgefragt wurde.

Marktführer Brau Union geht es langsamer, aber ebenso gründlich an: Im zur Braumanufaktur geschrumpften Hofbräu Kaltenhausen in Hallein braut Günther Seeleitner (er ist auch Chef der Zipfer Brauerei) unter anderem ein holzfassgereiftes Chocolate-Stout. Und immer wieder IPAs – Salzburg gewöhnt sich daran. (Conrad Seidl, 15.5.2015)