2013 hat das Land Berlin den Masterplan für die Neugestaltung des derzeit noch in Betrieb befindlichen Flughafens beschlossen. 2022 wird mit der Beuth-Hochschule die erste Nutzerin ins "Hexagon" einziehen.

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Ein ausgewogener Mix aus Universitäten, Forschungseinrichtungen, Übungsakademien, Industrie und Wohnen wird angestrebt.

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Die Bauverzögerungen und Pfuschereien am neuen Hauptstadtflughafen haben die Eröffnung von Berlin BER um viele Jahre nach hinten verschoben; sie wird frühestens 2017 stattfinden können. Umso ausgereifter sind die Nachnutzungspläne für den alten Flughafen Tegel (TXL) im Nordwesten der Stadt. Berlin TXL, so der offizielle Name des Clusters, soll zu einer "Urban Tech Republic" mit Universität, Hochschule und diversen Ausbildungs- und Übungsakademien, mit Gewerbe- und Industrieflächen sowie mit Wohnnutzung ausgebaut werden.

"Der Flughafen Berlin TXL umfasst eine Fläche von rund 495 Hektar, und das in einer sehr zentralen, innenstadtnahen Lage", sagt Bernhard Hildebrand, Vertriebsleiter der Tegel Projekt GmbH, die sich mit der Nachnutzung des Areals beschäftigt. "Diese Fläche bietet ein großes Potenzial für Berlin. Aus diesem Grund haben wir uns in den letzten Jahren damit beschäftigt, wie wir den ehemaligen Flughafen TXL wieder in die Stadt integrieren können."

Hochschule als erster Nutzer

Assoziationen zum Wiener Flugfeld Aspern drängen sich auf. Doch besser als in Wien ist es hier bereits im Vorfeld gelungen, akademische und schulische Institutionen an den neuen Standort zu locken. "Der erste Nutzer mit rund 25.000 m² Nutzfläche ist bereits fix", sagt Hildebrand und verweist auf die Beuth-Hochschule Berlin, die mit ihren technischen und technologischen Fachrichtungen sowie rund 2700 Studierenden in den Flughafenterminal "Hexagon" ziehen wird (siehe Bild oben).

Eine weitere Mieterin, die bereits Interesse bekundet hat, ist die Berliner Feuerwehr- und Rettungsakademie, die für ihre Löscheinsätze und Katastrophentrockenübungen die alten Hangarhallen nutzen möchte. In den ehemaligen Frachthallen und Betriebswerkstätten wünscht sich Hildebrand den Einzug von Kreativwirtschaft und produzierendem Gewerbe. "Hier werden die Leute genau jene Atmosphäre und jene räumlichen Bedingungen vorfinden, die sie für eine professionelle Ausbildung brauchen."

Zwei Millionen Quadratmeter

Insgesamt stehen 150.000 m² Bestandsfläche zur Verfügung. Das Gesamtpotenzial inklusive Neubaus beläuft sich auf knapp zwei Millionen Quadratmeter. Unterm Strich wird ein ausgewogener Mix aus Universität, Forschung, Industrie und Wohnen angestrebt - auch wenn das ursprünglich geplante olympische Dorf nicht mehr benötigt wird. Die kolportierten 5000 Wohneinheiten, von denen in deutschen Tageszeitungen immer noch die Rede ist, möchte Hildebrand nicht bestätigen.

Berlin TXL ist das Resultat einer jahrelangen städtebaulichen und Machbarkeitsstudie, an der sich einige internationale Büros beteiligt haben, darunter auch das Hamburger Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp). "Die Idee ist, die außergewöhnliche und zum Teil auch weltbekannte Lage des Areals zu nutzen und in eine Art Technologieweltzentrum auszubauen", sagt gmp-Chef Meinhard von Gerkan. Die geplanten Schwerpunkte der "Urban Tech Republic" umfassen Energie, Wasser, Mobilität, Recycling, Werkstoffe sowie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Es sei die erste Demonstrationsstadt dieser Größenordnung weltweit, so von Gerkan.

"Erwachsen geworden"

Bis 2018 hat die Berlin Tegel GmbH nun Zeit, Interessenten nach TXL zu locken. Aktuell finanziert sich das Tochterunternehmen der Landesgesellschaft Wista-Management GmbH mit Mitteln von Bund und Land sowie über diverse Fördergelder. Das Jahresbudget 2015 beträgt 7,2 Millionen Euro. Ab 2018 soll sich das Projekt über Sanierung, Vermietung und Verkauf selbst über Wasser halten können.

Und wie steht TXL zu den Bauverzögerungen in BER? "Gut und schlecht", meint Hildebrand. "Einerseits hatten wir 2012 zum geplanten Eröffnungstermin einen Run an Interessenten, der nun wieder etwas abgeflaut ist, andererseits hatten wir nun genügend Zeit, um die Planung konkret voranzutreiben und die Widmungen und planungsrechtlichen Rahmenbedingungen vorzubereiten. Man könnte sagen, Berlin TXL ist erwachsen geworden." (Wojciech Czaja, 15.5.2015)