Wien - Österreichs Wirtschaft wächst weiterhin nur verhalten. Der Bank-Austria-Konjunkturindikator ist im Mai gegenüber dem Vormonat zwar leicht zurückgefallen, liegt aber weiter im Wachstumsbereich. Ein günstiges externes Umfeld unterstütze die Konjunkturaufhellung, die Konsumenten selbst seien jedoch pessimistisch, so die Bank-Austria-Ökonomen am Freitag in einer Presseaussendung.

Das Wachstum reiche nicht für das steigende Arbeitskräftepotenzial. Die Ökonomen rechnen für 2015 mit einem Anstieg der durchschnittlichen Arbeitslosenrate auf 9,2 Prozent. Die Inflation sollte wegen des Ölpreisanstiegs wieder leicht anziehen, im Jahresdurchschnitt auf 1,2 Prozent.

Der Konjunkturindikator weise auf eine Fortsetzung der gemäßigten Konjunkturaufhellung in Österreich in den kommenden Monaten hin, so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Es verstärkten sich die Anzeichen, dass die heimische Wirtschaft der Erholungstendenz im Euroraum vorerst in moderatem Tempo folgen könne. Das Stimmungsbild sei allerdings weiterhin sehr reserviert.

Konsumenten bleiben pessimistisch

Österreichs Konsumenten beurteilten die allgemeine wirtschaftliche Situation in Relation zum langjährigen Durchschnitt so pessimistisch wie in keinem anderen Land des Euroraums, so Bruckbauer weiter. Das sei umso erstaunlicher, da die österreichischen Haushalte im Vergleich zu den meisten anderen Euroländern ihre eigene finanzielle Situation als überdurchschnittlich gut beurteilten.

Der Außenhandel werde an Schwung gewinnen, trotz der sich in einigen Wachstumsmärkten etwas eintrübenden Konjunktur und trotz der anhaltenden Russland/Ukraine-Krise. Allerdings werde der Außenhandel aufgrund der stärkeren Importe nicht mehr so stark zum Wachstum beitragen können.

"Nach dem noch trägen Wachstum zu Jahresbeginn erwarten wir schon für das zweite Quartal etwas mehr Schwung und gehen von einer weiteren moderaten Belebung der österreichischen Wirtschaft bis zum Jahresende aus", so Bruckberger. Er hält an seiner Wachstumsprognose von 0,9 Prozent für 2015 fest, womit Österreich allerdings wie im Vorjahr hinter dem Durchschnitt der Eurozone zurückliege. Für die Eurozone erwarten die Bank-Austria-Ökonomen ein Wirtschaftswachstum um 1,4 Prozent.

Inflationsprognose erhöht

Während die Wachstumsaussichten langsam besser werden, beginnen sich auch in Österreich die Inflationsaussichten zu normalisieren, so Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Verstärkt ab der zweiten Jahreshälfte werde sich die Teuerung im Jahresvergleich in Richtung der 2-Prozent-Marke bewegen. Insbesondere aufgrund der früher als erwarteten Erholung der Rohölpreise habe man die Inflationsprognose für 2015 von bisher 0,9 Prozent auf 1,2 Prozent erhöht.

Da das Arbeitskräfteangebot weiter spürbar zunehme, werde die leichte Belebung der Konjunktur nicht für eine Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt ausreichen. Die Ökonomen erwarten im Jahresdurchschnitt einen Anstieg der Arbeitslosenquote von 8,4 auf 9,2 Prozent. Seit 2011 sei das Arbeitskräftepotenzial um mehr als 170.000 Personen angestiegen. Allein durch Zuwanderung habe das Arbeitskräfteangebot um 155.000 Personen zugenommen. Gleichzeitig nahm die Zahl der Jobs bis Ende des ersten Jahresdrittels 2015 um nur knapp 55.000 zu. Dies habe einen Verdrängungswettbewerb am österreichischen Arbeitsmarkt in Gang gesetzt, der auch in den kommenden Monaten eine steigende Arbeitslosigkeit in Österreich verursachen werde. (APA, 15.5.2015)