Martin Spatt ist Österreichs Nummer eins im Trampolinspringen. Die olympische Turndisziplin zieht in Österreich weder viel Nachwuchs, noch viel Publikum an. Spatt sieht auch Vorteile darin. "Es ist sehr familiär. Man hilft sich gegenseitig.

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Wien - Bei Martin Spatt ist alles in der Schwebe. Martin Spatt ist Trampolinspringer. Da sind Schwebezustände nichts Außergewöhnliches. Spatt ist Österreichs Bester auf diesem Gebiet, wie lange noch, das ist in der Schwebe. Noch bis August ist er Heeressportler. Wie es dann mit der sportlichen Karriere des 21-jährigen Oberösterreichers weitergeht, weiß er noch nicht. Die WM ist erst Ende November - in Odense (Dänemark). Spatt sagt: "Im Moment sind andere Dinge wichtiger." Er sagt aber auch: "Der Spaß ist wieder da." Er trainiert weniger als früher – dafür aber wieder sehr gerne.

Sportlich hat er eine schwierige Zeit hinter sich. Nach einer Waden- und Fersenverletzung ist er seit vier Wochen wieder fit. 2013 hatte ihn ein sogenanntes Blackout zurückgeworfen. "Die Bewegungsabläufe sind nicht mehr von selbst gegangen." Zwei/drei Monate fand er nicht in die Spur. Auch deshalb ist die Qualifikation für Olympia 2016 in Rio für Spatt eher außer Reichweite. Es wäre auch so schwierig geworden. Nur 16 Damen und 16 Herren qualifizieren sich. Bisher brachte es noch kein Österreicher in der Disziplin, die seit dem Jahr 2000 bei Sommerspielen vertreten ist, zum Olympiateilnehmer.

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Auf diesen Mann fehlt Martin Spatt noch ein Stück. Der Chinese Dong Dong holte 2012 in London Olympia-Gold.
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Mehr Burschen

Eine Teilnahme 2020 in Tokio ist schon wahrscheinlicher. Spatt wäre dann im besten Trampolinspringer-Alter. "Olympia-Teilnehmer sind im Durchschnitt 28 Jahre alt", sagt Ingrid Hemedinger, Sportdirektorin für Trampolinspringen im österreichischen Turnverband (ÖFT). Vielleicht kommen dann auch andere Kandidaten dazu. Der 18-jährige Wiener Max Ertl ist im Moment Spatts größter Herausforderer.

Bei den Damen hinkt man leistungstechnisch weiter hinterher. Hemedinger: "Wir haben mehr Burschen, das ist atypisch." Rund 60 aktive Trampolinspringer und -springerinnen turnen in sechs österreichischen Vereinen. "Die Zahl stagniert", sagt Hemedinger. Eltern hätten Angst, ihre Kinder zu dem Sport zu schicken, weil sie ihn für gefährlich halten. Hemedinger sagt: "Der Radsport ist gefährlicher." Anfangen sollte man am besten im Alter von sechs bis acht Jahren.

Früher Anfang

Martin Spatt begann sechsjährig. Seine Mutter, die Vorturnerin war, nahm ihn in den Turnverein in Steyr mit. Irgendwann brachte Spatts ehemalige Trainerin ein Trampolin mit und fragte den kleinen Martin, ob er es nicht einmal probieren wolle.

Spatt probierte, Spatt machte sich gut. Mittlerweile kann er Triffis, Rudolph (Rudy) und auch den Adolph. Die Sprünge im Trampolinspringen haben eigenartige Namen. Adolph allerdings - ein Salto vorwärts mit dreieinhalb Schrauben - zahlt sich nicht aus. "Er erschwert das Weiterspringen, bringt nicht viele Punkte." Dann lieber Dreifachsalto mit halber Schraube (Triffis) oder Doppelsalti mit drei Drehungen.

So geht Triffis.
CISAG

Die Schwierigkeit beim Trampolinspringen, so Spatt, sei es, bei körperlicher Anspannung, mental entspannt zu bleiben. "Man muss sich auf die wesentlichen Bewegungen konzentrieren."

Hohe Hallen

Zehn Meter hohe Hallen braucht es für das Trampolinspringen. "In 90 Prozent der Hallen in Österreich würde ich an die Decke greifen." Der Aufwand, um den Sport zu betreiben, ist groß. Ein Trampolin kostet mindestens 10.000 Euro, dazu braucht man Sicherheitsmatten und ausreichend Betreuer."In Deutschland ist man sehr viel weiter als bei uns", sagt Spatt. Im Vorjahr übte er zu 80 Prozent in Bad Kreuznach, dem hiesigen Olympiastützpunkt. In Anna Dogonadze stellte Deutschland 2004 eine Olympiasiegerin. Ansonsten geben Chinesen, Russen und Kanadier international den Ton an.

National sind es Wiener und Oberösterreicher. "Der Staatsmeistertitel sollte sich ausgehen", sagt Spatt. Es wäre der vierte im Einzel. Die Titelkämpfe steigen am 27. Juni in Salzburg. Sein international größter Erfolg war der fünfte Platz bei der U21-EM 2012. Vielleicht lässt sich der noch toppen. Aber im Moment ist eben alles in der Schwebe. (Birgit Riezinger, 15.5.2015)