Wien – In Wien läuft seit dem Vormittag eine kurzfristig einberufene Sitzung der Volksbanker beim Finanzminister. Dabei werden hauptsächlich die Rebellen unter den regionalen Volksbanken, die sich den vorgegebenen Fusionen und Sanierungsbeiträgen verweigern, in die Pflicht genommen.

Sie werden wohl mit Nachdruck daran erinnert, dass sie langfristig einen enger geknüpften Haftungsverbund mittragen und kurzfristig schon einmal eine Kapitalerhöhung beim künftigen neuen Spitzeninstitut (Volksbank Wien-Baden) finanzieren müssen. Zudem verlangt der Bund von den Volksbanken auf Sicht 300 Millionen Euro zurück, die an staatlichem Partizipationskapital (PS-Kapital) noch in der ÖVAG (Volksbanken AG) lagern.

Beispiel könnte Schule machen

Drei Volksbanken weigern sich noch, im Bundesland mit den anderen zu fusionieren beziehungsweise die Verbundverträge mitzutragen: Almtal, Gmünd/Kärnten und Westkärnten-Osttirol. Ganz freiwillig waren die Zustimmungen etlicher anderer Volksbanken auch nicht zustande gekommen. Mehr als ein Dutzend Geschäftsleiter wurden in den letzten Monaten zur Kopfwäsche zur Aufsicht nach Wien zitiert. Die Sorge nun: Das Beispiel der verbliebenen Rebellen könnte im letzten Moment noch Nachahmer finden, damit wackelt der ganze Verbund und das ganze Konstrukt zur geordneten ÖVAG-Abwicklung.

Ob das Restrukturierungspaket beziehungsweise das neue Verbund-Konstrukt nach der Sitzung beim Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) heute Mittag weniger wackeln wird? "Es wackelt ja nicht", sagte Volksbank-Wien-Aufsichtsratschef Leo Chini vor Sitzungsbeginn im Ministerium. Es gehe darum, die letzten Banken ins Boot zu holen. Nachsatz: "Die Maßnahmen des Bundes haben die Existenz aller Volksbanken gesichert."

Restrukturierung

2012 musste der Bund die ÖVAG auffangen, damals verpflichtete sich der Volksbankensektor vertraglich zur Restrukturierung. Mit Anfang Juli 2015 wird die Volksbank Wien-Baden neues Volksbanken-Spitzeninstitut und Zentralorganisation des neuen Volksbanken-Verbunds. Kern ist ein neuer strenger Haftungsverbund, die regionalen Volksbanken müssen österreichweit auf acht zusammenfusionieren.

Die Volksbank Wien-Baden spricht am Montag nochmals die Einladung an die Rebellen aus, in den neuen Verbund zu kommen. Bisher sind die regionalen Volksbanker in Sachen Haftung und Dienstleistungen mit der ÖVAG unter Vertrag. Die ÖVAG hört aber am 4. Juli auf, als Bank zu existieren, sie wird zur Bad Bank (Abwicklungsgesellschaft). (APA, 18.5.2015)