Wien - Die OMV will die schwierige Situation in Ländern wie Libyen und Yemen, wo Österreichs Branchenprimus jahrzehntelang gute Geschäfte mit der Förderung von Öl und Gas gemacht hat, aussitzen. "Wir haben derzeit keine Pläne, uns zurückzuziehen," sagte OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss am Montag bei der Vorstellung der Zahlen zum 1. Quartal, der letzten Ergebnispräsentation vor seinem Abgang Ende Juni.

Von Jänner bis März 2015 war die Öl- und Gasförderung der OMV neuerlich rückläufig, was mit dem Produktionsstopp in Libyen, wiederholten Unterbrechungen in Yemen und dem einmonatigen Stillstand der Aktivitäten im Nordseefeld Gudrun nach einem Gasleck zu tun hatte. Statt 318.000 Fass (je 159 Liter) wie im Schlussquartal 2014 wurden im Berichtszeitraum nur 303.000 Fass Öläquivalent produziert. Im Vergleichsquartal 2014 sind es noch 311.000 Barrel gewesen. In guten Zeiten hat die OMV allein in Libyen an die 40.000 Fass Öläquivalent aus dem Boden geholt.

Einbruch an der Börse

Auch Umsatz und Ertrag sind infolge des Ölpreisverfalls deutlich eingebrochen. Bei einem um 41 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro gesunkenen Umsatz gab das um Lagereffekte bereinigte Betriebsergebnis um die Hälfte auf 333 Millionen Euro nach. An der Börse verlor die Aktie der OMV am Montag mehr als fünf Prozent.

Mit einem bereits eingeleiteten Sparprogramm namens fit4fifty (fit für 50; Anspielung auf den zeitweise unter 50 Dollar je Fass gesunkenen Ölpreis) versucht der Konzern gegenzusteuern. Das Management, dem ab Juli der derzeitige Wintershall-Chef Rainer Seele vorstehen wird - flankiert von den bisherigen Vorständen David Davies (Finanzen), Jaap Huijskes (Exploration und Produktion) sowie Manfred Leitner (Downstream inklusive Raffinerien, Tankstellen und Gasgeschäft), stellt sich auf eine längere Phase niedriger Ölpreise ein.

Wie viele Jobs das Sparprogramm kosten werde, wollten Roiss und Davies ebenso wenig präzisieren wie die Assets, von denen man sich zu trennen gedenkt. Mehr verdient hat die OMV bis März dank höherer Raffineriemargen mit der Weiterverarbeitung von Rohöl zu Treibstoffen. Dieses Fenster werde sich aber eher früher als später wieder schließen, glaubt das Management. (stro, DER STANDARD, 19.5.2015)