Marina Hörmanseder (rechts) mit einer AUA-Mitarbeiterin im neuen Outfit. Bei Alexander McQueen hat die Designerin gelernt.

Foto: Marietta Adenberger

Ungewöhnlich für die Designerin: ein Schürzenmodell. Über die Farbe der Strümpfe stimmen die AUA-Mitarbeiterinnen noch ab. 19 Jahre lang waren sie von Kopf bis Fuß in Rot gekleidet.

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Gruppenfoto mit den Entwürfen. Die weiße Damenbluse ist ein Body, damit der Stoff beim Arbeiten nicht herausrutscht.

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Zum Vergleich: historische Uniformen.

Foto: Standard / Robert Newald

Ab 2016 bekommen 3.500 AUA-Mitarbeiter neue Uniformen. Bei einem Wettbewerb hat sich die österreichische Designerin Marina Hörmanseder mit ihren Entwürfen durchgesetzt. Ihre Designs sind normalerweise ganz schön unkonventionell – mit Bandagen, Korsetts und Schnallen. Ausgerechnet sie entwarf nun alltagstaugliche Arbeitskleidung.

STANDARD: Hosenanzug, Schürze, graues Halstuch – die Uniformen sind verhältnismäßig brav im Verhältnis zu den orthopädisch inspirierten Korsetts und Lederkleidern, die Sie sonst entwerfen. Wie passt das zu Marina Hörmanseder?

Marina Hörmanseder: Mein Mantra ist ja immer, dass ich nicht unbedingt an Tragbarkeit denke. Aber genau das war die Herausforderung für mich. Zum ersten Mal musste ich die Funktion dem Design überordnen, daran denken, dass die Modelle für die Bewegungen und Abläufe im Arbeitsalltag geeignet sein müssen.

STANDARD: Wie geht man das Design von Arbeitskleidung an? Welche Kompromisse mussten Sie eingehen?

Hörmanseder: Ich wollte die kurzärmeligen Hemden bei den Männeruniformen abschaffen, weil ich sie aus Designperspektive schrecklich finde. Jetzt habe ich eine Version mit hochgekrempelten langen Ärmeln gemacht. Aber wenn es beim Arbeiten heiß ist, ist den Flugbegleitern egal, wie schick sie sind, sie wollen es praktisch. Daher kann es sein, dass es doch noch ein Kurzarm wird. Das musste ich etwa einsehen.

Auch der Rock für die Damen ist vielleicht ein bisschen lang für mein High-Fashion-Empfinden, aber wenn jemand im Nahen Osten damit aussteigt, muss das passen. Wir haben auch Materialrecherche gemacht: Was trocknet schnell, was ist pflegeleicht. Die AUA-Mitarbeiter müssen die Arbeitskleidung nämlich selber waschen. Und natürlich sind auch die Kosten ein Faktor, da die Uniformen tausende Male produziert wird.

STANDARD: In welchen Details findet sich Ihre Handschrift wieder?

Hörmanseder: Auch wenn ich sonst mit Leder arbeite, konnte ich beim Stoff meine Detailverliebtheit ausleben: Der Trenchcoat für die Damen ist zum Abzippen. Man sieht es zwar nicht, aber man kann eine Jacke daraus machen. Er hat auch einen Riegel auf Höhe der Brust, der den Schal am windigen Flugfeld festhält. Das erinnert an meine Schnallen, die ich oft verwende. Der Ledergürtel ist natürlich mein Stempel, das ausschlaggebende Element für mich.

STANDARD: Bei der Arbeit in Ihrem Atelier haben Sie das letzte Wort. In der Zusammenarbeit mit einem Konzern gibt es viele Vorgaben. Wie gehen Sie damit um?

Hörmanseder: Für mich war von vornherein klar, dass es ein anderes Arbeiten ist, Entscheidungen viele Durchläufe haben, manches verworfen wird. Aber darauf habe ich mich eingestellt. Es war ja ein Wettbewerb, und bei der allerersten Präsentation habe ich mir die nötige Aufmerksamkeit mit einem für mich typischen Modell gesichert: Ich habe den Verantwortlichen einen roten Lederstriemenrock mit einer roten Bluse vorgeführt.

STANDARD: Und handwerklich? Uniformen lassen Designern in der Realität nicht gerade viele Freiheiten.

Hörmanseder: Vivienne Westwood hat für Virgin Atlantic Airlines auch Uniformen designt. Auch sie musste dabei Kompromisse machen und Entwürfe, die nicht hundertprozentig ihre Sprache sprechen. Ihrem Stil wurde das dennoch gerecht. Das ist die Kunst eines Designers, einen Kunden als Kunden wahrzunehmen und auch zufriedenzustellen. Am Ende des Tages habe ich eine Dienstleistung erfüllt.

STANDARD: Vivienne Westwood hat ebenfalls rote Kostüme für die Flugbegleiter entworfen. Allerdings mit beigen Strümpfen. Darüber, ob die Strumpfhosen bei der AUA rot bleiben, wird ja in den kommenden vier Wochen noch intern abgestimmt. Was ist Ihre Präferenz?

Hörmanseder: Für mich ist es einfach eine Uniform, und das Rot gehört zum Gesamtbild. Wenn man sich einmal so ein einprägsames Corporate Branding aufgebaut hat, wäre es schade, das aufzugeben.

STANDARD: Unter den Entwürfen ist auch eine rot-weiß-rot-karierte Schürze. Etwas, das man von Ihnen so gar nicht gewohnt ist ...

Hörmanseder: Die alten AUA-Uniformen hatten auch eine Schürze zum Servieren. Beim Design kam es mir auf den Bezug zu Österreich an, und das Muster gab es auch in einer historischen Uniform aus früheren Zeiten. Schlussendlich hat es mir Spaß gemacht, auch einmal mädchenhafter zu sein. (Marietta Adenberger, 19.5.2015)