Wien – In der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) werden am Dienstag zwei für den Volksbankensektor sehr wichtige Beschlüsse fallen. Die beiden als Volksbank-Genossenschaften konstituierten Sparvereine des Hauses halten ihre Generalversammlungen ab und werden dabei ihren Beitritt zum neuen Volksbankenverbund beschließen.

Das ist insofern von Bedeutung, als Finanzminister und Aufsichtsbehörde FMA alle Volksbanken im neuen Verbund sehen möchten; anschließend wird dann ja das Spitzeninstitut ÖVAG abgespalten und zur dritten Bad Bank Österreichs (nach KA Finanz und Heta). Volksbanken, die nicht mitmachen, droht der Konzessionsentzug. Die Vorstellung, dass ausgerechnet in der Nationalbank domizilierte Genossenschaften ausscheren könnten, will sich in der OeNB niemand ausmalen.

Dem Direktorium unter Ewald Nowotny und dem Präsidium des Generalrats unter Claus Raidl sind die beiden Banken in der Bank schon lange ein Dorn im Auge. Sie verhandeln seit Jahren mit der Belegschaftsvertretung über die Abschaffung der Sparvereine – nun zeichnet sich eine Lösung ab. Die Sparvereine sollen mittelfristig aufgelöst werden, bestätigt OeNB-Sprecher Christian Gutlederer. "Ihren Verpflichtungen, die sich aus der bisherigen Zugehörigkeit zum Volksbankenverbund ergeben, werden sie im Zug der Auflösung aber entsprechend nachkommen."

Rotes und schwarzes Sparen

Kurz zur Erinnerung: In der OeNB gibt es zwei "Spar- und Vorschußvereine", den roten namens "Graphik" (rote Sparbücher) und den schwarzen namens "Beamtenschaft" (gelbe Sparbücher). Die Kunden, gleichermaßen Notenbanker und Genossenschafter, sparen und bekommen Kredite – beides zu günstigen Konditionen.

Die Kredite für Wohnraumschaffung gehen bis zu 80.000 Euro, ohne Eintragung ins Grundbuch. Doppelmitgliedschaften kommen durchaus vor. Einmal ist sogar eine Fusion ins Auge gefasst worden, die kam dann aber nicht zustande.

Auch der Rechnungshof sieht die beiden Sparvereine in seinem Bericht über die Sozialleistungen der OeNB kritisch, er fordert zumindest mehr Effizienz ein. Dies umso mehr, als die traditionsreichen Einrichtungen (Graphik wurde 1906 gegründet, Beamtenschaft 1950) von der OeNB finanziert werden. In Sozialbetriebsvereinbarungen ist fixiert, dass die OeNB ihre vier Mitarbeiter zahlt, den Raum zur Verfügung stellt und den Strom bezahlt.

Die Verhandlungen zur Abschaffung all dessen sind zwar noch nicht beendet, allerdings lässt sich absehen, dass die Notenbanker künftig nicht mehr im Haus sparen werden.

Ihre Sparguthaben (2013 waren es 37 Millionen Euro bei Graphik und 51 Millionen Euro bei Beamtenschaft) sollen die Mitarbeiter zurückbekommen. Und günstig verzinste Kredite (zuletzt waren es elf und 16 Millionen Euro) wird die OeNB ihren Mitarbeitern künftig selbst zur Verfügung stellen. (gra, 22.5.2015)