Peking - Im Südwesten Chinas hat sich Medienberichten zufolge erneut ein Tibeter aus Protest gegen die Politik Pekings angezündet. Der 35-jährige Familienvater habe sich am Mittwoch in Daofu in der Provinz Sichuan im Himalaya in Brand gesteckt, berichteten der US-Auslandssender Radio Free Asia (RFA) und die Aktivistengruppe International Campaign for Tibet (ICT) am Donnerstag.

Sicherheitskräfte hätten die Flammen gelöscht und den Mann mitgenommen. Es sei daher unklar, ob er überlebt habe. Die Polizei in der Präfektur Ganzi erklärte, sie habe keine Informationen über eine versuchte Selbstverbrennung.

In Daofu hatte die chinesische Polizei im Juli 2013 auf eine Gruppe von Tibetern geschossen, die den Geburtstag des Dalai Lama feierten. Mindestens ein Mönch wurde in den Kopf geschossen, mehrere weitere Menschen wurden verletzt.

140 Selbstverbrennungen seit 2009

Seit 2009 haben sich rund 140 Tibeter aus Protest gegen die chinesische Politik angezündet, wie aus einer Zählung von RFA und ICT hervorgeht. Die meisten von ihnen überlebten nicht. Die Tibeter klagen über religiöse Unterdrückung und angesichts des zunehmenden Zuzugs von Han-Chinesen über soziale Marginalisierung in ihrer Heimat. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, lebt seit einem gescheiterten Volksaufstand in Tibet 1959 im indischen Exil. Am 6. Juli wird er 80 Jahre alt. (APA, 22.5.2015)