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Bei dem Hackmesser (oben) und dem Faustkeil aus Haidershofen dürfte es sich um die ältesten in Österreich gefundenen Geräte aus der Altsteinzeit handeln.

Foto: APA/ALEXANDER BINSTEINER

Haidershofen - Ein Forscher ist in einer privaten Sammlung auf die ältesten bisher in Österreich bekannten Geräte aus der Steinzeit gestoßen. Laut Alexander Binsteiner vom Internationalen Büro für Geoarchäologie stammen das Hackmesser und der Faustkeil aus Haidershofen im Bezirk Amstetten. Angefertigt wurden sie vermutlich von Angehörigen der Vormenschen-Spezies Homo erectus.

Die Stücke, die der Sammler Othard Temper aus Haidershofen vor einigen Jahren in der Gegend gefunden hatte, fanden sich in einer Vitrine. Das relative Alter liege bei bis zu 600.000 Jahren. Das ergebe sich durch die Lage der Artefakte auf einem Schotterkörper der ersten Eiszeit des Alpenraumes, die nach einem Nebenfluss der Donau im bayerischen Voralpenland als "Günz-Eiszeit" benannt wurde.

Typisches altsteinzeitliches Geräteensemble

Hackmesser (Cleaver) und Faustkeil (Biface) bestehen aus feinkörnigem Quarzit, einem typischen Material zur Geräteherstellung in der Altsteinzeit. Zusammen mit einer ebenfalls sehr alten Vorläuferform eines Faustkeiles (Protobiface) aus hartem Muschelkalk, der vor zwei Jahren auf dem Lehberg aus einer Rotlehmschicht ausgeackert worden sei, gebe es nun in Haidershofen an der Enns ein typisches Geräteensemble aus der ältesten Steinzeit, der Epoche des "Altacheuleen".

Der Fundkomplex dürfte einzigartig im gesamten Alpenvorland sein, hielt der Geoarchäologe und Paläontologe fest. Die Menschenart, die einst Geräte dieser Art hierzulande hergestellt hat, war die europäische Form des Homo erectus, der Homo heidelbergensis oder Heidelberger Mensch, der nach dem Fundort von Mauer bei Heidelberg benannt wurde.

Großwildjagd an der Ur-Enns

Vermutlich gingen die Urmenschen in der Altsteinzeit am damals 60 Meter höher gelegenen Ufer der Ur-Enns auf Großwildjagd. Die erlegte Beute zerlegten sie mithilfe dieser großformatigen Steingeräte, die sie aus den örtlichen Flussgeröllen herstellten. Saisonal lebten sie in improvisierten Freiland-Camps, die sie nahe dem Lebensraum ihrer Jagdbeute anlegten. (APA/red, 22.5.2015)