Dass der Krisenkolumnist das noch erleben darf. Über lange Zeit hinweg galt Österreich ja als Land mit einer Schlagseite zum Bösen: ein Land mit einer dichten Population von Kryptonazis und Kinderharems in den Kartoffelkellern, Brutstätte dubioser Politiker wie Hitler und Haider und Hochburg des gefürchteten Wiener Grants ("olle Menschn samma zwider, i mecht s' in die Goschn haun").

Diese Zeiten sind vorbei. Durch ein Großaufgebot von Ampelweibchen und Ampelmännchen, Conchita Wurst und Lifeball hat es Österreich geschafft, weltweit als Gutmensch unter den Nationen zu gelten. Österreich ist aufgeschlossen, liebenswürdig, weltoffen, tolerant, vor allem beim Thema Homosexualität. So akzeptiert wie im neuen Österreich war gleichgeschlechtliche Liebe zuletzt im alten Griechenland. Eher würde sich ein Österreicher ins Knie schießen als das Wort "Schwuchtel" in den Mund zu nehmen.

Jetzt gilt es dieses frisch erworbene Image zu festigen. Wir könnten versuchen, den Amis ihr Image als Weltmeister im positiven Denken abzujagen ("Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, press Limonade daraus" ). Wirtschaftlich absandeln, kein Problem, dafür machen wir aus Österreich ein Epizentrum des globalen Frohsinns.

Zupackende Politiker gehen mit gutem Beispiel voran und heben die Moral der Bevölkerung. Faymann und Mitterlehner erklären im Frühstücksfernsehen, dass ein paar Hunderttausend Arbeitslose viel weniger schlimm sind als ein Atomkrieg; Häupl schenkt am Rathausplatz gratis Gute-Laune-Tee aus. Und die Bildungsministerin stampft jede Menge neue Fachhochschulen aus dem Boden, um Glückscoaches und Motivationsmeister auszubilden ("Mein Sohn hat in Krems den Bachelor des Wohlbehagens gemacht." "Das ist noch gar nichts. Der meine habilitiert in Angewandter Happiness").

Am besten wäre es überhaupt, die Bürgerpflicht zum positiven Denken gleich in die Bundesverfassung aufzunehmen, frei nach dem positiven Motto "Ich bin so froh, dass ich einen Herzinfarkt hatte, seither weiß ich, dass Gesundheit das Wichtigste im Leben ist." Und damit sich auch endlich einmal das ewige Kärnten-Gestänker aufhört: Fangen wir von nun an jede Sitzung des Hypo-Ausschusses mit einer gemeinsamen Runde Lachyoga an. Österreich, das Land des Lächelns: Es ist ein gutes Land. (Christoph Winder, 22.5.2015)