Gerhard Zeiler (links) und Alexander Wrabetz, hier bei den Medientagen 2007.

Foto: STANDARD/Newald

Wien - "L'Autriche: Douze points", applaudierte das "Handelsblatt" schon am Freitag nach einem Gespräch mit ORF-General Alexander Wrabetz zu Song Contest und Zukunft. Neben Wiederwahlbotschaften für 2016 kokettiert Wrabetz in der Story auch mit einem Wechsel in die Privatwirtschaft.

"Wir sind der erfolgreichste öffentlich-rechtliche Sender in Europa", verkündet Wrabetz den deutschen Kollegen im Wiener Hotel Bristol: "Wir sind die Nummer eins im Fernsehen, im Radio und im Internet bei den nationalen Angeboten. Wir haben nicht nur den Oscar, sondern auch den Eurovision Song Contest gewonnen." Das "Handelsblatt" sieht Wrabetz "nicht an mangelndem Selbstbewusstsein leiden".

"Kein fühlbarer Widerstand" gegen Gebühren

Die Kosten des Song Contest stemme der ORF "spielend", schreibt die deutsche Wirtschaftszeitung; wirtschaftlich sei der ORF "ohnehin stark aufgestellt" und zitiert Wrabetz mit: "Wir outperformen die schwache Konjunktur in Österreich."

Die Zuschauer von ORF 1 seien im Schnitt jünger als jene von RTL (der deutsche Privatsender bietet als Vollprogramm auch laut früheren Studien deutlich mehr Information). Gegen die ORF-Gebühren sieht Wrabetz "keinen fühlbaren Widerstand".

"Auf dem Zenit seiner Karriere"

Das "Handelsblatt" sieht Wrabetz schon "auf dem Zenit seiner Karriere"; Wrabetz teilt diese Sicht offenbar nicht ganz. Die Passage im Wortlaut:

"Schließe für mich privaten Mediensektor nicht aus"

"Eine durchweg positive Bilanz, wie ich sie für mich in Anspruch nehme, bedeutet nicht, nie mehr etwas anderes zu machen", sagt der 55-Jährige, der den ORF seit 2007 führt. "BBC-Chef Mark Thompson ist etwa zur ,New York Times’ gegangen. Ich schließe für mich nicht aus, zum Beispiel in den privaten Mediensektor zu gehen." Sein Vorbild ist Gerhard Zeiler, der nach seiner Zeit als ORF-Chef zu RTL wechselte und heute in Diensten von Time Warner steht.

Gutes Stück über 400.000

Der ORF-General verdient mit einem guten Stück über 400.000 Euro im Jahr soviel wie oder gar etwas mehr als die bestverdienenden deutschen Intendanten, weniger als der General der SRG und weniger als Geschäftsführer von Österreichs größten Verlagshäusern oder deren Herausgeber.

Mit dem ProSiebenSat.1-Konzernchef Thomas Ebenling vergleicht Wrabetz seine Entlohnung besser nicht: Er bekam 2014 rund vier Millionen Euro - von einem einmaligen Bonus der ehemaligen Eigentümer von 23,4 Millionen Euro nicht zu reden. (red, 22.5.2015)