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"Sein Vorbild ist Gerhard Zeiler", schreibt das "Handelsblatt" nach einem Gespräch mit Alexander Wrabetz im Wiener Hotel Bristol. Der ORF-Chef überlegt in diesem Gespräch, "in den privaten Mediensektor" zu gehen.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Song-Contest-Wein, Song-Contest-Gemüse und -Fahrräder mit Burgenlandeshauptmann Hans Niessl. ESC-Elektromobilität mit Umweltminister Andrä Rupprechter. "Pop meets Opera" mit Kanzler Werner Faymann und Medienminister Josef Ostermayer. Contest-Sicherheit mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Sprengstoffschäferhund. Blumenbeetherzerln mit Umweltstadträtin Ulli Sima. Eine gemeinsame, ungeplante Spritzweindusche mit Bürgermeister Michael Häupl.

Ein Song Contest bietet viele schöne Kameramotive von wahlkämpfender Politik und längst wahlkämpfendem ORF-General Alexander Wrabetz und seinem Management. Täglich zu beobachten in den Seitenblicken und anderen Formaten des ORF.

Wie Zeiler in die Privatwirtschaft

Spätestens im Sommer 2016 müssen die Aufsichtsräte des ORF den ORF-Chef ab 2017 bestellen und seine Direktoren. SPÖ und ÖVP haben gleich viele Mandate. Eine Mehrheit gegen eine der Koalitionsparteien geht sich schwer aus. Grob dürfte das bis 2016 so bleiben, so die Koalition nicht doch eine große ORF-Reform versucht. Was nach Monaten am Dienstag als kleine Rundfunknovelle in den Ministerrat kommt, klingt bisher nicht danach: Sie ändert dem ORF allein die Regeln für Event-Sponsoring.

ORF-Chef Wrabetz will noch nicht sagen, was er schwer verbergen kann: Er wird sich wohl um eine dritte Amtszeit bewerben. Wenn er die zweite Wiederwahl in Serie schafft, dann als erster General in der ORF-Geschichte. Gerd Bacher schaffte fünf Amtszeiten - aber höchstens zwei in Folge.

Wrabetz bemüht sich mit regionalem Frühstücksfernsehen intensiv um die neun Länder-Stiftungsräte. Um die Bundespolitik etwa mit dem Interviewer der Sommergespräche - mit Langzeit-Innenpolitikchef Hans Bürger können alle Fraktionen und auch das Kanzleramt. Das spräche auch für einen künftigen multimedialen ORF-Infodirektor namens Bürger. Und dem wahlkämpfenden, gewichtigen Wien kommt ein Song Contest zupass.

Risiko für Wiederwahl

Was bringt der Megaevent also dem Management? Im Selbstbild: "Er zeigt, dass wir es können." Nüchterner sehen das vorerst nicht wahlbetroffene Menschen mit Einblick in ORF und Politik: Geht er gut, bringt der Contest für eine ORF-Wiederwahl 2016 wenig - weit weniger als der richtig gewählte ORF-Infochef. Geht der Contest schief, kann er die Wiederwahl kosten.

Schon kursieren im ORF 30 statt geplanter 25 Millionen Euro Gesamtbudget. Neben erhöhter Sicherheit auch ob teurer Kleinigkeiten: Wer kalkuliert schon, dass der Magistrat verlangt, dass temporäre Parkverbotstafeln fix einbetoniert werden? Es bleibt bei 15 Millionen Nettokosten, hieß es Freitag im ORF, bisher klappe alles "super".

"Sein Vorbild ist Gerhard Zeiler"

Seine Wahlbotschaften vom "erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Sender in Europa platzierte Wrabetz Freitag im "Handelsblatt". Aber er schließt dort auch "für mich nicht aus, zum Beispiel in den privaten Mediensektor zu gehen." Er nennt etwa Mark Thompson, der nach der BBC bei der "New York Times" anheuerte.

Das "Handelsblatt" schreibt über das Gespräch mit Wrabetz im Wiener Hotel Bristol, gleich nach dem Gedanken an die Privatwirtschaft: "Sein Vorbild ist Gerhard Zeiler, der nach seiner Zeit als ORF-Chef zu RTL wechselte und heute in Diensten von Time Warner steht."

Das hat Charme: Zeilers Rückkehr an die ORF-Spitze zu verhindern, war für die Kanzlerpartei SPÖ wohl wichtigster Grund, Wrabetz 2011 wieder zu wählen. (fid, 24.5.2015)