PhotoDisc

Pro
von Karl Fluch

Schon in der Schule hieß es, nicht für diese, sondern für das Leben lerne man. Konsequenterweise wurde Lachen im Unterricht nur gutgeheißen, wenn dem Klassenvorstand ein Jokus entfuhr.

Ungefähr jeder 400. war richtig lustig. Bei den anderen 399 dachte man sich, gut, er übt halt. Wir lächelten mitleidig, aber Humor und Mathematik sind einfach nicht füreinander bestimmt.

Heute, im mathematikfreien Alltag, macht sich diese Schule des Lächelns zwar nicht bezahlt, also nicht im Sinne einer erfreulichen Kontobewegung, aber das Talent des falschen Lächelns erweist sich als taugliches soziales Instrument bei Zusammenkünften mit Vorgesetzten.

Wie der Terminus schon sagt, bekommt man diese vorgesetzt. So wie ein nicht bestelltes Essen. Da kann man wenig tun. Weil Vorgesetzte wissen, dass sie anderen vorgesetzt wurden, versuchen sie, mit Witzchen amikal zu wirken.

Doch die Freundschaftlichkeit Vorgesetzter ist oft aufgesetzt. Darum ist es mein Lachen auch. So begegnet man einander letztlich auf Augenhöhe. :-)

Kontra
von Andrea Schurian

Traurige Wahrheit ist: Es soll Chefs geben, die zwar humorbefreit, aber trotzdem recht komisch sind. Drüber lachen? Wäre nicht fair. Lernt schließlich schon Klein Lieschen: Auslachen ist schäbig.

Und dann gibt's Vorgesetzte, die gern das Scherzerl auf der Zunge tragen. Aber auch wenn besonders schmiegsame Kolleginnen und Kollegen sofort in Lachstarre fallen, gilt: keine falsche Grinsemiene zum (bl)öden Witz.

Spaßvögel, bevorzugt jene in den Boss-Regionen, glauben ja fest ans gesunde Lachen, weshalb sie unangenehme Mitteilungen gern mit halbgaren Schmähs garnieren - und darüber selbst am lautesten lachen. Doch Mitarbeiter vertragen nichts als die Wahrheit - und richtige Chefs bei müden Scherzen auch gelangweilte Gesichter.

Stimmt schon, Lächeln ist vermutlich tatsächlich die unverfänglichste Art, Chefitäten die Zähne zu zeigen. Aber bei schlechten Witzen und ebensolchen Nachrichten macht sich kalte Schulter (und gerades Rückgrat) besser. Humor ist, wenn man irgendwann trotzdem lacht: bei Freunden, im Keller, am Klo - nur halt nicht im Büro. :-) (RONDO, 29.5.2015)