Diese israelische Flagge musste der Mieter auf Verlangen seines Vermieters entfernen.

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Wien – Ein offenbar antisemitischer Vorfall sorgt in Wien für Aufregung. Ein jüdischer Mieter, der während des Song Contests eine israelische Fahne innen an seinem Zimmerfenster angebracht hatte, wurde vom Vermieter zur Abnahme derselben oder zum Auszug aufgefordert.

Das geschah auf Veranlassung der Hausverwalterin aufgrund einer Beschwerde von angeblich Unbekannten. Jemand aus der Nachbarschaft hatte sich laut Vermieter und Hausverwaltung von der Fahne gestört gefühlt und seine Gefühle verletzt gesehen. Auf das Angebot des Mieters, mit dem Nachbarn direkt zu sprechen, um zu verstehen, worum es genau geht, ging die Hausverwaltung dem Mieter zufolge nicht ein. Vielmehr habe der Vermieter dann auch noch verlangt, eine Mesusa, ein jüdisches religiöses Symbol am Türpfosten, zu entfernen.

Scharfe Kritik von Kultusgemeinde

"Ich wollte mit der Fahne am Fenster nichts Besonderes ausdrücken außer die Unterstützung für Israel beim Song Contest. Viel schlimmer finde ich aber die Aufforderung, die Mesusa abzunehmen", sagt der Mieter im Gespräch mit dem STANDARD.

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, verurteilt den Vorfall scharf: "Diese Vorgehensweise ist die abstoßendste Form von Antisemitismus und speziell für Wien verwerflich. Ich erwarte mir, dass dies nicht toleriert wird und sowohl Hausverwaltung als auch Vermieter dementsprechend belehrt werden." Die Anwälte der Kultusgemeinde prüfen derzeit, ob rechtliche Schritte eingeleitet werden.

"Absolut inakzeptabel"

Auch die Österreichisch-Israelische Gesellschaft (ÖIG) zeigte sich am Mittwoch entsetzt. "Die israelische Fahne ist selbstverständlich die Flagge eines mit Österreich befreundeten Staates", betonte ÖIG-Präsident Richard Schmitz. "Das Ultimatum 'Israel-Fahne runter oder ausziehen' ist rechtlich nicht gedeckt und auch sonst verwerflich. Die Aufforderung an einen Juden, ein jüdisches religiöses Symbol wie die Mesusa abzumontieren und zu verstecken, ist antisemitisch und nicht nur vor dem Hintergrund der österreichischen Geschichte, sondern auch angesichts des Rechtes auf freie Religionsausübung absolut inakzeptabel."

Die Hausverwaltung hat sich inzwischen in einer Stellungnahme distanziert. Eine Urlaubsvertretung hätte die nachbarschaftliche Anfrage zum Entfernen der Flagge "leider unkritisch" an den Hauptmieter weitergeleitet. Es sei aber keine Entfernung des Türschmucks verlangt, oder mit Kündigung gedroht worden, wird von Seiten der Hausverwaltung betont. (smo, 27.5.2015)