Zwei Abschlüsse in einer Woche: keine schlechte Bilanz für die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. Erst einigte sie sich mit den Ordensspitälern über neue Ärztearbeitszeiten und höhere Gehälter, jetzt gelang auch ein Abschluss mit den angestellten Ärzten des Wiener AKH. Ausständig ist nun noch die Zustimmung der übrigen, im Krankenanstaltenverbund (KAV) beschäftigten, Ärzte - und vor allem ihrer Standesvertreter.

Die Ärztekammer gerät langsam unter Zugzwang. Wehsely kann sich zurücklehnen und gelassen darauf pochen, dass sie die - lang angekündigte und EU-Recht entsprechende - Arbeitszeitreduzierung in jedem Fall umsetzen muss. Kommt es zu keiner Einigung, wird das für die Standesvertretung nicht leicht zu erklären sein.

Der Anspruch, für jeden einzelnen Arzt mindestens 30 bis 40 Prozent Lohnerhöhung herauszuschlagen, und das rückwirkend, erscheint angesichts wachsender Lohnkluft und tendenziell sinkender Medianeinkommen reichlich unrealistisch. Dass die Gewerkschaft vor kurzem Abschlagszahlungen bis zu 10.000 Euro durchgesetzt hat, falls KAV-Ärzte doch länger als 48 Stunden pro Woche arbeiten müssen, macht die Verweigerungshaltung der Kammer noch undurchsichtiger.

Das allgemeine Verständnis für einen Ärztestreik könnte sich, angesichts solcher Abgeltungen, in Grenzen halten. (Petra Stuiber, 27.5.2015)