Hinterfragt den Sinn, Unsinn und Doppeldeutigkeit einzelner Wörter oder eines Satzes: Friedrich Achleitner, der vor einer Woche seinen 85er feierte.

Foto: Heribert Corn

St. Johann im Pongau - Letzter Tag der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Kultur-Plattform, zugleich Erinnerung an 40 Jahre Dichterlesungen in St. Johann im Pongau. Als Höhepunkt hat der Kulturverein einen Großen der heimischen Literatur eingeladen, der zudem selbst gerade ein Jubiläum gefeiert hat.

Friedrich Achleitner wurde am 23. Mai 1930 im oberösterreichischen Schalchen geboren. Nach dem Architekturstudium schloss er sich 1955 der Wiener Gruppe an. Gemeinsam mit H. C. Artmann, Gerhard Rühm, Konrad Bayer und Oswald Wiener etablierte Achleitner eine radikal-moderne Kunstpraxis in Österreich.

Anknüpfend an die von den Nazis als "entartet" qualifizierten Strömungen Dadaismus und Surrealismus sowie an die Sprachkritik Fritz Mauthners schuf die Wiener Gruppe ein vielfältiges Werk, das die Grenzen herkömmlicher Literatur sprengte: konkrete und visuelle Poesie, Happenings, Aktionen und Dialektgedichte: Gstanzln, Schnaderhüpfln und Litaneien.

Witzige Reflexionen

In den 1960ern schrieb Achleitner dann in Tageszeitungen vor allem über Architektur scharfe Kritiken, die Grundlage des mehrbändigen Standardwerks Führer zur Österreichischen Architektur des 20. Jahrhunderts wurden. In letzter Zeit wandte sich Achleitner wieder verstärkt der Literatur zu. Im Prosaband wortgesindel (Zsolnay) versammelt er 96 kurze Texte, witzige Reflexionen in Form von Dekonstruktionen einzelner Wörter oder eines Satzes.

Achleitner hinterfragt deren Sinn, Unsinn und Doppeldeutigkeit, er karikiert Phrasen. Auch über sein 50-jähriges Maturatreffen - eine fade Angelegenheit - schreibt er. Weiters geht es um "Urlaub", "Jägerlatein" und "Zebrastreifen". Im Anschluss an die Lesung (Einführung: Ulrike Tanzer) konzertiert das Bea de la Vega Quartett, schon ab 14 Uhr gibt es ein Kinderprogramm. Freier Eintritt. (Gerhard Dorfi, 29.5.2015)