Rom – Bei einer Reihe von Einsätzen im Mittelmeer sind am Freitag rund 4.200 Flüchtlinge in Seenot gerettet worden. Wie die italienische Marine im Internetdienst Twitter erklärte, wurden bei den Einsätzen außerdem 17 Leichen geborgen. Koordiniert wurden die Einsätze im Rahmen der Mission der EU-Grenzschutzagentur Frontex von der italienischen Küstenwache.

Neben italienischen waren auch deutsche und irische Marineschiffe beteiligt. Insgesamt erreichten die Behörden Notrufe von 17 Booten, die entlang der libyschen Küste, aber auch vor Süditalien unterwegs waren. Die Such- und Rettungseinsätze dauerten am Freitagabend an. Die 17 Leichen wurden auf drei Schlauchbooten entdeckt, von denen auch mehrere hundert Flüchtlinge lebend gerettet werden konnten.

Laut der italienischen Küstenwache, die die Einsätze koordinierte, gingen am Freitag von 22 Booten Notrufe ein. Die meisten der Boote seien nahe der libyschen Küste unterwegs gewesen, einige andere hätten sich vor Süditalien befunden. Die Such- und Rettungseinsätze dauerten bis zum Freitagabend. Die Deutsche Bundeswehr erklärte, die Fregatte "Hessen" habe am Freitag 590 Schiffbrüchige an Bord genommen, darunter auch 15 Kinder.

Der Pressedienst der italienischen Marine konnte zur Todesursache der Flüchtlinge zunächst keine Angaben machen. Regelmäßig sterben Flüchtlinge aber an Dehydrierung, Kälte oder Hitze, andere ersticken in den Booten, ertrinken oder werden Opfer von Gewalt während der gefährlichen Überfahrt. Seit Beginn des Jahres trafen bereits mehrere zehntausend Flüchtlinge in Italien ein. Allerdings starben über 1.770 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer Europa zu erreichen.

Zivile Handelsschiffe retteten mehr Flüchtlinge

Unterdessen beklagte die Politikerin der deutschen Linkspartei, Ulla Jelpke, dass zivile Handelsschiffe zuletzt vor der libyschen Küste deutlich mehr Flüchtlinge retteten als Schiffe der "Triton"-Mission von Frontex. Zwischen November 2014 und Ende April 2015 seien zivile Handelsschiffe in internationalen Gewässern vor Libyen an der Rettung von 18.963 Menschen in Seenot beteiligt gewesen, erklärte die Politikerin unter Berufung auf eine Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion. Frontex-Schiffe seien an der Rettung von 1.710 Menschen beteiligt gewesen.

Diese Zahlen belegten, wie "dringend und überfällig" eine Mandatserweiterung von Frontex sei, erklärte Jelpke. Es sei "unverantwortlich", die Seenotrettung zivilen Handelsschiffen zu überlassen. Diese seien für die Rettungseinsätze nicht ausreichend ausgestattet.

Seit Beginn des Jahres trafen bereits mehr als 40.000 Flüchtlinge in Italien ein. Viele von ihnen flohen vor dem Bürgerkrieg in Syrien oder vor Armut und Unterdrückung in Eritrea. Über 1.770 Menschen starben bei dem Versuch, über das Mittelmeer Europa zu erreichen. (APA, 30.5.2015)