Bild nicht mehr verfügbar.

Die Anstrengungen waren vorerst erfolglos. Nahe Sirte, der Geburtsstadt von Muammar Gaddafi, lieferten sich die Milizen von Libyens Regierung und Gegenregierung nur Rückzugsgefechte mit dem IS.

Foto: Reuters/Tomasevic

Tripolis/Kairo - Sirte, nahe dem libyschen Ölhalbmond, ist ein gutes Pflaster für die Jihadisten der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). In der Geburtsstadt von Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi gibt es noch viele Anhänger des alten Regimes. Zudem haben sich dort die Fajr-Milizen (" Morgenröte"), die die international nicht anerkannte Regierung in Tripolis unterstützen, in den letzten Monaten viele Feinde gemacht.

Die IS-Kämpfer haben in dieser Gegend deshalb auch neue Unterstützung gefunden. In den vergangenen Tagen gelang es ihnen, eine große Luftwaffenbasis in der Nähe von Sirte einzunehmen. Dort befindet sich auch der internationale Flughafen der Stadt. Er ist nun das erste große Flugfeld, das unter der Kontrolle der ultraradikalen Gruppierung steht. Viele Zivilisten sind auf der Flucht.

Die Fajr-Einheiten, haben sich von der Basis zurückgezogen und dem IS das Feld überlassen, was ihnen von der international anerkannten Gegenregierung in Tobruk den Vorwurf der Zusammenarbeit mit dem IS eingebracht hat. Beide rivalisierenden Regierungen verlangen von der internationalen Gemeinschaft die Aufhebung des Waffenembargos, um so die Miliz wirksamer als bisher bekämpfen zu können.

Eine neue Kriegserklärung

Der libysche Ableger der IS-Organisation kann sich auch dank des allgemeinen Chaos im Land immer stärker ausbreiten. Er hat nun Hochburgen in Derna im Osten, in Sirte im Zentrum und einige Zellen in Tripolis, wo der IS bereits mehrere Anschläge verübt hat. Ein blutiger Selbstmordanschlag auf die Fajr-Milizen zwischen Zliten und Misrata war am Wochenende wie eine Kriegserklärung an die bewaffneten Kräfte, die Tripolis kontrollieren.

Den Exponenten der beiden verfeindeten Machtblöcke ist klar, dass nur gemeinsame Anstrengungen den IS-Vormarsch stoppen könnten. Doch eine Einigung zwischen den Bürgerkriegsparteien hat es bisher nicht gegeben.

Durchbruch zu Beginn des Ramadan erhofft

Seit sechs Monaten versucht UN-Vermittler Bernardino León, diese Einigkeit auf politischem Weg zu erzielen. Die Zeit sei nun reif für ein endgültiges Abkommen, eine endgültige und allgemein verbindliche Lösung. Alle wüssten nun, was gehe und was nicht gehe, sagte er am Wochenende in Tunis bei einem Treffen von libyschen Gemeindevertretern.

In wenigen Tagen will León in Marokko den rivalisierenden Parteien daher einen neuen Lösungsvorschlag unterbreiten. Viele Beobachter glauben, dass bis zum Beginn des Ramadan am 18. Juni ein Durchbruch erzielt werden müsse, wenn der Dialog nicht vollends als gescheitert gelten soll. Immer lauter werden die Stimmen, die einen Militärrat vorschlagen, um Libyen aus der Krise zu führen. (Astrid Frefel, 2.6.2015)