Bild nicht mehr verfügbar.

Präsident Mario Draghi hat den geldpolitischen Kurs der EZB erläutert.

Foto: ap probst

Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre Geldschleusen auch angesichts erster Erfolge im Kampf gegen die gefährlich niedrige Inflation offenhalten. Ihr über eine Billion Euro schweres Programm zum Kauf von Staatsanleihen wollen die Währungshüter ohne Abstriche fortführen, wie EZB-Präsident Mario Draghi am Mittwoch nach der Ratssitzung in Frankfurt sagte. "Eine vollständige Umsetzung aller geldpolitischen Schritte wird der Wirtschaft in der Euro-Zone die notwendige Unterstützung geben." Kopfschmerzen bereitet der Zentralbank allerdings das nach wie vor ungelöste Schuldendrama in Griechenland. Den Schlüsselsatz für die Geldversorgung des Bankensystems beließ die EZB auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent.

Die EZB schleust mit ihren Anleihekäufen Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem. Bis September 2016 wollen die Währungshüter Wertpapiere im Volumen von insgesamt 1,14 Billionen Euro erwerben. Draghi will damit diese Titel für Banken unattraktiver machen, damit sie stattdessen mehr Kredite an die Wirtschaft vergeben. Vor der Urlaubszeit will die EZB die Käufe vorübergehend beschleunigen - entsprechend sollen dann im Juli und August weniger Papiere erworben werden.

"Das Anleihen-Kaufprogramm schreitet gut voran", sagte Draghi. Es habe bereits zu einer Erleichterung der Finanzierungsbedingungen im Währungsraum beigetragen. Bei der Inflation zeichnen sich zudem zaghafte Erfolge ab: So waren im Mai die Preise in der Euro-Zone erstmals in diesem Jahr gestiegen. Sie kletterten mit 0,3 Prozent sogar etwas stärker als von Fachleuten erwartet. Von ihrem Ziel einer Inflationsrate von knapp zwei Prozent ist die EZB aber noch weit entfernt. Die Währungshüter hoben ihre Inflationsprognose für dieses Jahr auf 0,3 Prozent an - bisher hatten sie mit stagnierenden Preisen gerechnet.

EZB will tragfähiges Abkommen mit Griechenland

Zur griechischen Schuldenkrise sagte Draghi: "Der EZB-Rat will, dass Griechenland im Euro bleibt." Es müsse eine starke Vereinbarung erzielt werden. Diese müsse Wachstum fördern, sozial fair sein, aber auch die Haushaltsprobleme des Landes nachhaltig angehen. Griechenland ist einer Staatspleite gefährlich nahe. Am Freitag wird eine Rückzahlung an den Internationalen Währungsfonds (IWF) von rund 300 Millionen Euro fällig; insgesamt muss der klamme Ägais-Staat dem Fonds im Juni 1,6 Milliarden Euro überweisen. Zuletzt war in die zähen Verhandlungen zwischen den internationalen Geldgebern und der Regierung etwas Bewegung gekommen. (Reuters, 3.6.2015)