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Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai.

Foto: APA/EPA/HAKON MOSVOLD LARSEN

Peshawar - Wegen des Anschlags auf die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai sind womöglich deutlich weniger Angeklagte verurteilt worden als bisher angenommen. Behördenvertreter bestätigten am Freitag einen Bericht der britischen Zeitung "Mirror", wonach acht der zehn beschuldigten Taliban-Kämpfer ohne Strafe davonkamen.

"Zwei von ihnen wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, während acht von ihnen freigesprochen wurden", sagte der Polizeichef des Bezirks Swat, Salim Khan Marwat. Er wisse nicht, wo diese Männer sich aufhalten, sie seien "entweder in Militärgewahrsam oder in Freiheit".

Auch der Vize-Generalinspektor der Polizei in der Region Malakand, Azad Khan, sprach von lediglich zwei Verurteilten. Nach dem Prozess in Malalas Heimatort Mingora im Nordwesten Pakistans Ende April hatten die Behörden mitgeteilt, dass zehn Taliban-Kämpfer wegen des Attentats auf die pakistanische Kinderrechtsaktivistin zu lebenslanger Haft verurteilt worden seien. Der Prozess fand unter Aufsicht des Militärs statt. Pressevertreter waren nicht zugelassen.

Zweifel an den Angaben

Ein ranghoher Justizvertreter zweifelte die offiziellen Angaben am Freitag ebenfalls an. Zwei Täter seien zu 25 Jahren Haft verurteilt worden, was in Pakistan einer lebenslangen Freiheitsstrafe entspreche. Die acht übrigen Beschuldigten seien "aus Mangel an Beweisen freigesprochen" worden. Ein Vertreter der Sicherheitskräfte in Mingora wies den "Mirror"-Bericht und die Angaben der Polizei zurück. Alle zehn Angeklagten seien tatsächlich zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Mehrere Taliban-Kämpfer waren im Oktober 2012 in den Schulbus gestiegen, in dem Malala saß. Einer der Täter schoss ihr gezielt in den Kopf und verletzte sie schwer. Der Mordversuch löste weltweit Entsetzen aus. Dank einer raschen Notoperation in Pakistan und einer anschließenden Behandlung in Großbritannien überlebte die heute 17-jährige Malala.

Im September 2014 gab die Armee die Festnahme von zehn Verdächtigen bekannt. Der mutmaßliche Schütze, ein Mann namens Ataullah Khan, sowie der Auftraggeber der Tat, Pakistans Taliban-Chef Fazlullah, wurden allerdings nicht gefasst. Sie sollen nach Afghanistan geflohen sein.

Malala setzte sich trotz des Anschlags weiter für die Rechte von Mädchen ein. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Mit 17 Jahren war sie die mit Abstand jüngste Nobelpreis-Empfängerin. (APA, 5.6.2015)