The kids aren't alright.

Foto: miramax films

"Kids" war der erster Film Larry Clarks. Der damals 47-Jährige hatte sich zuvor als Fotograf bereits den Ruf eines schonungslosen Chronisten erworben, etwa durch die Porträts von Drogenabhängigen seiner Heimatstadt Tulsa. Das Ziel für sein Debüt war nicht gerade bescheiden: "I wanted to make a film that had never been made before", soll die Losung gewesen sein. Tatsächlich gilt "Kids" als einer der kontroversesten Filme der 90er-Jahre. Existenziell gelangweilte Jugendliche werden gezeigt, die, sich selbst überlassen, ihre Zeit vornehmlich und exzessiv mit Drogen und Sex zu füllen suchen. Das Drehbuch schrieb zwei Jahre zuvor der damals erst neunzehnjährige Harmony Korine.

Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte, die in Trostlosigkeit mündet. Die verwackelten Bilder, die an Homevideos erinnern, die Kamera, die den jugendlichen Körpern mitunter aufdringlich folgt, die harte Sprache der Protagonisten und nicht zuletzt die Aids-Thematik ergeben eine durchaus explosive Mischung. Und so waren auch die Kritiken im Juli 1995 gespalten: Während die "New York Times" in Clarks Werk einen "wake-up call to the modern world" und den Alltag der Jugendlichen überzeugend dargestellt sah, wertete die "Washington Post" den Film als nihilistisch, voyeuristisch und sogar kinderpornografisch.

Heute wird "Kids" als Arthouse-Klassiker gesehen. Auch die Lebensgeschichten der Hauptdarsteller trugen zur Popularität des Filmes bei. Protagonistinnen wie Chloë Sevigny oder Rosario Dawson wurden Hollywood-Stars, Caspar-Darsteller Justin Pierce nahm sich fünf Jahre nach dem Film das Leben, und Skater Harold Hunter starb 2006 an einer Überdosis.

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Wie haben Sie den Film wahrgenommen?

Haben Sie den Film (damals) überhaupt wahrgenommen – und wenn ja, wie? Wien – oder jede beliebige andere österreichische Stadt – ist nicht New York, das steht außer Frage. Die porträtierten Jugendliche sind kaum an einem anderen Ort zu denken als in den Straßen von New York. Gibt es trotzdem etwas an dem Film, das das Label "Generationsporträt" auch außerhalb der Grenzen der amerikanischen Stadt erlaubt? Empfanden Sie den Film als voyeuristisch oder schlicht schonungslos? Ist "Kids" eines der wenigen Beispiele, bei denen die deutsche Synchronisation tatsächlich wider aller Logik irgendwie gut funktioniert?

Troublemaker Larry Clark?

Clark versteht die amerikanische Jugendkultur als sein Lebensthema. Filme wie "Bully" oder "Ken Park" erregten zwar nicht mehr so viel Aufsehen wie "Kids", sorgten aber noch immer für genügend Gesprächsstoff. Werten Sie Clarks weiteres Schaffen als ähnlich radikal oder erschöpft sich sein Zugang mit der Zeit? (jmy, 3.8.2015)