Den Haag/Khartum/Johannesburg - Trotz eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag (IStGH) ist der sudanesische Präsident Omar al-Bashir am Samstag zum Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) nach Südafrika geflogen. Die sudanesische Nachrichtenagentur (Suna) berichtete, Bashir sei am Flughafen der Hauptstadt Khartum gesichtet worden und führe die Delegation bei dem Treffen in Johannesburg an.

Menschenrechtler und Organisationen der Zivilgesellschaft hatten Südafrika zuvor aufgefordert, den 71-Jährigen umgehend festzunehmen, sollte er anreisen. Südafrika ist ein Mitgliedstaat des IStGH. Jedoch hielten Beobachter es für sehr unwahrscheinlich, dass die südafrikanischen Behörden Bashir festnehmen.

"Das wäre sehr aufwendig. Niemand will diese Verantwortung übernehmen - und zudem wäre es schwierig, einen Staatschef in einem anderen Land festzunehmen", sagte eine UN-Expertin, die anonym bleiben wollte, in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Zudem habe Bashir vermutlich vor seiner Reise sichergestellt, dass er ohne Probleme einreisen könne.

Bashir, der seit 1989 an der Macht ist, wird seit 2009 wegen Verbrechen in der Krisenregion Darfur gesucht. Er soll für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Völkermord verantwortlich sein. Das zweitägige AU-Gipfeltreffen beginnt am Sonntag in Johannesburg. (APA, 13.6.2015)