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Belmokhtar hat sein Auge 1991 in Afghanistan verloren und trägt seither den Spitznamen "Der Einäugige". Das aktuellste Bild des Islamistenführers ist dieser Video-Screenshot aus dem Jänner 2013.

Foto: APA/FBI

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Auf ihn ist ein Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen Dollar ausgeschrieben.

Foto: U.S. State Department Rewards For Justice via AP

Tripolis – Die USA haben bestätigt, dass ein US-Luftangriff in Libyen dem algerischen Islamistenführer Mokhtar Belmokhtar gegolten hat. Belmokhtar sei das Ziel des Angriffs gewesen, teilte das US-Verteidigungsministerium am Sonntag (Ortszeit) mit, ohne anzugeben, ob der Islamist getötet wurde.

Die international anerkannte libysche Regierung in Tobruk hatte zuvor erklärt, Belmokhtar sei bei dem US-Luftangriff im Osten Libyens getötet worden. Bei dem Einsatz im Osten Libyens seien auch mehrere libysche Mitglieder einer Terrororganisation getötet worden, teilte die Regierung am Sonntagabend über das Online-Netzwerk Facebook mit. Belmokhtar wurde für Anschläge und Geiselnahmen in Afrika verantwortlich gemacht.

Pentagon wortkarg

"Amerikanische Flugzeuge haben eine Operation durchgeführt, die zum Tod von Mokhtar Belmokhtar und einer Gruppe von Libyern führte, die zu einer Terrororganisation im Osten des Landes gehörten", teilte die Regierung mit. Der Einsatz sei "nach Konsultation mit der libyschen Übergangsregierung" erfolgt.

Das US-Verteidigungsministerium hatte kurz zuvor in Washington mitgeteilt, dass mehrere F15E-Kampfflugzeuge in der Nacht auf Sonntag einen Angriff auf ein "terroristisches" Ziel mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida ausgeführt hätten. Details wollte das Pentagon nicht nennen.

Schwere Schäden

Die Ergebnisse des Militäreinsatzes würden noch ausgewertet und zu gegebener Zeit mitgeteilt, erklärte Ministeriumssprecher Steve Warren. Da der Luftangriff mit mehreren Bomben schwere Schäden angerichtet habe, könne es einige Zeit dauern, bis feststeht, ob Belmokhtar unter den Opfern ist.

Der Luftangriff erfolgte in der Nähe der ostlibyschen Stadt Ajdabiya.

Laut "Guardian" erreichte mehrere Stunden nach dem Luftangriff ein Konvoi mit Verwundeten das Spital der Stadt Ajdabiya. Jihadistische Webseiten berichten, die Angreifer hätten versucht, die Kontrolle über das Krankenhaus zu erlangen, um ihre Verwundeten dort versorgen zu lassen. Es sei örtlichen Milizen aber gelungen, die Attacke zurückzuschlagen, wobei sieben Jihadisten ums Leben kamen.

In der Vergangenheit hatten die USA in Libyen wiederholt unbemannte Drohnen eingesetzt.

Anführer der Al-Kaida im Maghreb

In Libyen herrscht seit dem Sturz des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi 2011 Chaos und Gewalt. Eine islamistische Regierung herrscht von Tripolis aus, die international anerkannte Regierung floh nach Tobruk. Die instabile Lage in Libyen wird von Jihadistengruppen wie dem Islamischen Staat (IS) ausgenutzt.

Belmokhtar wurde im Juni 1972 in der algerischen Wüstenstadt Ghardaia geboren. In einem seiner seltenen Interviews sagte er 2007, er sei als junger Mann von den afghanischen Mujjahedin und ihrem Kampf gegen die sowjetische Armee so fasziniert gewesen, dass er sich ihnen mit kaum 19 Jahren anschloss. Ausbilden ließ er sich in jenen Trainingslagern, aus denen später das Terrornetzwerk Al-Kaida entstand. Bei einem Gefecht mit sowjetischen Soldaten verlor er nach eigenen Angaben ein Auge - das brachte ihm seinen Beinamen "Der Einäugige" ein.

Im Jahr 1993 kehrte Belmokhtar nach Algerien zurück und stieg dort schnell zu einem der Militärchefs der Islamistengruppe GIA auf, die in ihrem Kampf gegen die Regierung Massaker an Zivilisten verübte und mitunter ganze Dörfer ausradierte. Durch die Heirat mit Frauen verschiedener Stämme zementierte er sein Netzwerk in der Grenzregion von Algerien, Mali und Niger - so entwischte "Der Unerreichbare" durch seine gute Ortskenntnis immer wieder den Sicherheitskräften.

"Mister Marlboro"

In der Region betrieb Belmokhtar auch Waffenhandel und finanzierte diesen mit Zigarettenschmuggel, weshalb er auch "Mister Marlboro" genannt wurde. Er soll auch in Autodiebstähle, Schutzgelderpressung und Drogenhandel verwickelt gewesen sein. Im Jahr 1998 spaltete sich die gewalttätige Salafistengruppe GSPC von der GIA ab und Belmokhtar schloss sich ihr an. Neun Jahre später bekannte sich die Gruppe offiziell zur Ideologie von Terrorchef Osama bin Laden und benannte sich in Al-Kaida im Islamischen Maghreb (Aqmi) um. Belmokhtar wurde einer ihrer bekanntesten Anführer.

Doch 2012 taten sich Abgründe in der Aqmi auf und Belmokhtar wurde vom Emir der Gruppe, Abdelmalek Droukdel, abgesetzt, weil er "vom rechten Weg" abgekommen sei. Belmokhtar verkündete daraufhin alsbald die Gründung einer eigenen Gruppe namens "Die mit Blut unterzeichnen". Anfang 2013 bekannte sich genau diese Gruppe zu dem schweren Anschlag auf das algerische Gasfeld In Amenas. Damals wurden 38 zumeist westliche Geiseln sowie 29 Kämpfer getötet.

Schon einmal Meldungen über Belmokhtars Tod

Nur wenig später, am 2. März 2013, verkündete die tschadische Armee den Tod des "Einäugigen" bei einem Angriff in Mali. Doch Belmokhtars Tod wurde nicht bestätigt - stattdessen bekannte sich seine Gruppe zu Anschlägen auf ein Militärlager und eine Uranmine im Niger im Mai mit etwa 20 Toten. Im August 2013 schlossen sich die Gruppe "Die mit Blut unterzeichnen" und die in Mali aktive Bewegung für Einheit und Jihad in Westafrika (Mujao) zu der Gruppe Al-Mourabitoun zusammen - Belmokhtar wurde ihr Chef.

Laut westlichen Diplomaten verfolgen Geheimdienste Belmokhtars Bewegungen, seit er 2012 in Tripolis gesichtet wurde. Die Entscheidung für den Luftangriff sei aber kurzfristig gefallen.

Vor einem Monat hatten die mauretanische Nachrichtenagentur Al-Akhbar und das auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierte US-Unternehmen Site gemeldet, Belmokhtar habe einen zuvor verkündeten Treueschwur seiner Gruppe gegenüber dem IS dementiert. Vielmehr unterstütze Al-Mourabitoun das Terrornetzwerk Al-Kaida. Dies wurde als Hinweis auf einen Richtungsstreit bei Al-Mourabitoun gewertet. (red/APA, 15.6.2015)