Ein moderner Aufklärungsunterricht ist eine jahrelange Forderung der roten Parteijugend. Dieses entstand im Rahmen einer Aktion der Sozialistischen Jugend aus dem Jahr 2009.

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Vor kurzem erst hat Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) einen Erlass erteilt, der ab Herbst eine moderne Sexualkunde im Unterricht garantieren soll. Im Vorfeld äußerte sich ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin kritisch über die Pläne und ortete eine "Verstaatlichung der Sexualerziehung", die "sicherlich nicht dem Wunsch der Eltern" entspräche. Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Meinungsraum für den STANDARD unter 429 Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren zeigt, nehmen PädagogInnen bei der Aufklärung jedoch eine bedeutende Rolle ein.

Außerdem wurden die Jugendlichen zum Thema Pubertät befragt. Diese setzt laut deren Angaben durchschnittlich im Alter von 12,9 Jahren ein. Die FreundInnen werden dann zu den wichtigsten Bezugspersonen der Jugendlichen. Schule oder Beruf, Konflikte mit den Eltern sowie die eigene körperliche Entwicklung nannten die Befragten als ihre häufigsten Probleme.

Frühe Aufklärung

Bereits die allererste Aufklärung, erfolgt zu einem Großteil – nämlich zu 44 Prozent von PädagogInnen. 40 Prozent gaben an, mittels Bücher, Zeitungen, Filme oder Internet aufgeklärt worden zu sein. 37 Prozent erklärten, durch die Eltern eine erste Aufklärung erfahren zu haben, wobei Mehrfachnennungen waren möglich waren.

Je intimer die Themen werden, desto weniger spielen die Eltern bei der Aufklärung eine Rolle. Bei den Themen Geschlechtsverkehr und Erotik gab nur mehr ein Viertel der Befragten an, dass die Aufklärung durch die Eltern erfolgte. Die wichtigsten Informationsquellen hierfür sind Bücher, Zeitungen, Filme oder das Internet (49 Prozent). Aber auch Pädagogen (41 Prozent) und Gleichaltrige (33 Prozent) dienen als Ansprechpartner zu den Themen Geschlechtsverkehr und Erotik.

Studienautorin Roswitha Wachtler gibt bei der Interpretation der Ergebnisse zu bedenken, dass auch Kinder, was das Thema Sexualität betrifft "oft sehr beschämt" seien. Dies könne dazu führen, dass Kinder die Gesprächsversuche der Eltern abschmettern und so eine geplante Aufklärung unmöglich gemacht wird.

Wenn es um Verhütung, Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten geht, nehmen Lehrer eine besonders wichtige Rolle ein: Bei mehr als der Hälfte der Befragten (55 Prozent) erfolgte die Aufklärung zu diesen Themen durch Pädagogen. Nur ein Drittel der Befragten gab an, in diesen Fragen von den Eltern informiert zu werden. Für ein Viertel der Mädchen erfolgte die Aufklärung durch den Arzt.

Bei Problemen im Bereich Sexualität, informieren sich Jugendliche hingegen am ehesten über Medien (49 Prozent). Etwa 20 Prozent besprechen diese Probleme mit Freunden, Geschwistern und Partner. Lediglich 3 Prozent der Befragten ziehen ihre Eltern zu Rate. Für Mädchen bietet auch der Besuch beim Gynäkologen die Möglichkeit, über Probleme im Bereich Sexualität zu sprechen (13 Prozent).

Das Interesse an Sexualität ist allgemein groß: 70 Prozent haben ein großes Interesse an Sexualität. Auch hier unterscheiden sich Mädchen und Burschen: 40 Prozent der Burschen und nur 24 Prozent der Mädchen gaben an, sich sehr für Sexualität zu interessieren.

Insgesamt schätzen sich die Jugendlichen im Bereich Sexualität als gut informiert ein, wobei sich die 20 bis 25 Jährigen bei allen Teilbereichen noch besser informiert fühlen als die 14 bis 19 Jährigen.

Wissenstand zur Verhütung

Die befragten Jugendlichen wurden anhand einer Skala darum gebeten, ihren eigenen Wissenstand zu verschiedenen Themen zwischen 1=sehr gut informiert und 5= gar nicht gut informiert zu bewerten. Beim Thema Verhütung beurteilten die Befragten ihren Wissensstand mit 1,6, ihr Wissen über Geschlechtskrankheiten bewerteten sie mit 2,2. Insgesamt fühlten sich Burschen zum Thema besser informiert als Mädchen.

Obwohl sich die Jugendlichen allgemein gut informiert fühlen, gehen nur 19 Prozent der Befragten davon aus, dass ihr Umfeld sehr verantwortungsvoll mit dem Thema Verhütung umgeht. Insgesamt wird der verantwortungsvolle Umgang mit Verhütung im eigenen Umfeld mit einer Note von 2,4 bewertet –also mittelmäßig.

Pubertät verändert Beziehung zu den Eltern

Die Jugendlichen wurden außerdem dazu befragt, wann bei ihnen die Pubertät einsetzte. Als Durchschnittsalter wurde das Alter von 12,9 Jahren angegeben. Bei Mädchen begann die Pubertät im Durchschnitt bereits mit 12,6 Jahren, bei Jungs erst mit rund 13,3 Jahren.

In der Pubertät verändert sich für fast drei Viertel der Jugendlichen die Beziehung zu den Eltern. Die Beziehung wird distanzierter, es besteht weniger Interesse aneinander und die Jugendlichen ziehen sich vermehrt zurück (14 Prozent), es gibt mehr Konflikte (17 Prozent).

Von zehn Prozent wird die Beziehung als schlechter empfunden. So erleben Mädchen in der Pubertät mehr Streit und Konflikte (21 Prozent ) als Jungs (11 Prozent). Es geben mehr Jungs (41 Prozent) an, dass sich die Beziehung zu den Eltern nicht verändert hat, als Mädchen (29 Prozent).

Freunde als wichtigste Bezugspersonen

Für mehr als die Hälfte der Befragten stellen Freunde in der Pubertät die wichtigsten Bezugspersonen dar. Für ein Drittel der Mädchen ist die Mutter die wichtigste Bezugsperson in der Pubertät, für 20 Prozent der Burschen die Eltern allgemein. Neben den Freunden und Eltern spielen auch oft weitere Verwandte eine große Rolle, wie zum Beispiel die Schwester, Großeltern, Geschwister allgemein oder entferntere Verwandte. Für Menschen mit Migrationshintergrund spielen Freunde keine so große Rolle wie für Österreicher. Hier stehen Familienmitglieder als Haupt-Bezugspersonen im Fokus.

Probleme der Jugendlichen

Die größten Problemfelder in der Pubertät stellen Schule oder Beruf dar (27 Prozent). Jungs betrachten Schule oder Beruf als ein größeres Problem (38 Prozent) als Mädchen (21 Prozent). Die zweitgrößten Problemfelder sind die Eltern (19 Prozent), sowie die eigene körperliche Entwicklung (19 Prozent). Für Mädchen stellt die eigene körperliche Entwicklung ein größeres Problem dar (24 Prozent) als für Jungs (10 Prozent). Personen, die ihre eigene Pubertätszeit als schwierig einstufen, haben eher Probleme mit Eltern/Familie als Personen die diese Zeit als unproblematisch einschätzen.

21 Prozent nehmen nehmen die Pubertät als sehr/eher problematisch wahr und etwa 40 Prozent als völlig/eher unproblematisch, ein Drittel liegt in der Mitte. (Katrin Burgstaller, 25.6.2015)