Bild nicht mehr verfügbar.

Rektor Christoph Badelt ist sauer: "Das Grundproblem ist die Unehrlichkeit der Politik."

Foto: APA/punz

Wien – Der Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien wirft der Arbeiterkammer Stimmungsmache vor. Bei der AK-Tagung wurde am Mittwoch eine Studie präsentiert, wonach der Anteil der Akademikerkinder an den Universität durch Zugangsbeschränkungen steigt. Die Fragestellung der Studie gehe aber am Thema vorbei, sagt Badelt. Natürlich könne man vergleichen, wie die soziale Durchmischung der Studierenden vor und nach der Einführung von Zugangsbeschränkungen ist. "Viel relevanter ist aber der Erfolg der Studierenden", sagt Badelt zum STANDARD.

Wenn es nämlich keine Zugangsregeln geben würde und – so wie derzeit der Fall – die Kapazitäten der Universitäten für die Anzahl der Studierenden nicht ausreichen, wäre die soziale Durchmischung an den Universitäten noch schlechter. "Das Grundproblem ist die Unehrlichkeit der Politik. Es geht nur darum, wer an die Universität kommt." Was dann mit den Studierenden nach zwei oder drei Semester passiere, sei den Politikern "wurscht". "Das geht mir auf die Nerven, weil es verlogen ist."

"Darwinistische Selektion"

Österreich sei schließlich im internationalen Vergleich trotz des liberalen Hochschulzugangs bei der sozialen Durchmischung sehr schlecht. Natürlich liege das auch an der frühen Trennung der Schüler in Neue Mittelschule und Gymnasium im Alter von zehn Jahren, räumt Badelt auf Nachfrage ein. Aber auch die Fachhochschulen, wo es Aufnahmeverfahren gibt, würden zeigen, dass Zugangsregeln die soziale Durchmischung nicht verhindern. "Eine darwinistische Selektion" ohne kontrollierte Aufnahmeverfahren sei für Studierende aus bildungsfernen Familien noch viel schlechter.

Badelt vermutet, dass die Arbeiterkammer mit ihrer Studie lediglich Stimmung gegen neue Zugangsregeln machen will, die Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) mit der SPÖ verhandelt.

Auch ÖVP-Wissenschaftssprecher Karlheinz Töchterle macht in einer Aussendung darauf aufmerksam, dass der Anteil der Arbeiterkinder an Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen höher ist als an Universitäten, obwohl es dort großteils Zugangsbeschränkungen gibt. Demnach könne Zugangsregelungen nicht per se zugeschrieben werden, dass sie negative Auswirkungen auf die soziale Durchmischung hätten.

Grüne warnen vor Selektion

Ganz anders interpretiert die grüne Wissenschaftssprecherin die AK-Studie. Diese zeige, dass Zugangsbeschränkungen zu einer Verstärkung der sozialen Auslese an den Hochschulen führen würden, erklärt Sigrid Maurer in einer Aussendung. "Österreich befindet sich immer auf den letzten Plätzen, wenn es um soziale Selektion im Bildungssystem geht – mit den Zugangsbeschränkungen wird dieses Problem weiter verschärft." Maurer fordert eine Ausfinanzierung der Hochschulen, sodass sie allen Interessierten ein Studium bieten können. (Lisa Kogelnik, 17.6.2015)