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Kristian Thulesen Dahl beim Singen.

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Kopenhagen/Wien – Mit "You'll Never Walk Alone", der Hymne des traditionellen englischen Arbeitervereins FC Liverpool, ließ sich Dänemarks neuer starker Mann in der Wahlnacht in Kopenhagen feiern. Kristian Thulesen Dahl (45) führte die rechtspopulistische Dänische Volkspartei 20 Jahre nach der Gründung zu ihrem bisher größten Erfolg.

"Wir sind auf dem Weg dahin, die Volkspartei zu werden, die wir all die Jahre werden wollten", erklärte der studierte Jurist, der trotz des zweiten Platzes seiner Partei bei der Parlamentswahl offiziell keine Ambition auf ein Regierungsamt hegt.

Nachdem er 2012 die notorisch polternde Parteigründerin Pia Kjaersgaard beerbt hatte, machte sich "Kronzprinz Kristian" in Windeseile daran, die ausländerfeindliche Partei auf Seriosität zu trimmen. Dazu gehört neben einem betont großzügigen Sozialprogramm auch ein neuer, moderner Ton.

Weichgespülter Chauvinismus

Dem allzu offenen Kokettieren mancher Kader mit dem Rechtsextremismus machte der Lehrersohn aus Jütland, der mit Frau und drei Kindern in einem Vorort von Kopenhagen lebt, ein Ende. Dass er weiteren Zuzug von "nichtwestlichen Einwanderern" nach Dänemark verhindern wolle, wurde Thulesen Dahl freilich trotzdem nicht müde zu betonen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte er als Fraktionschef noch persönlich die Ausweisung aller Muslime aus Dänemark verlangt, "und zwar ohne Rückfahrkarte".

Die neuen Töne von rechts scheinen sich für den telegenen Parteichef bezahlt zu machen. Schien Kjaersgaard in Umfragen zur persönlichen Beliebtheit stets auf die rote Laterne abonniert, landete Thulesen Dahl schon in seinem ersten Wahlkampf als Spitzenkandidat einen Punktesieg. Einzig Liberalen-Chef Lars Løkke Rasmussen war den Dänen noch sympathischer als er.

Mit dem zweiten Platz bei der Wahl am Donnerstag machte Thulesen Dahl, Spitzname "Tulle", seine Partei zum einflussreichen Zünglein an der Waage. Und trat endgültig aus dem Schatten der rechten Übermutter Kjærsgaard.

Der Fußballfan, der von sich behauptet, kaum Freunde zu haben, wird in den nächsten Wochen jedenfalls kaum einen Weg alleine beschreiten. (Florian Niederndorfer, 19.6.2015)