Wien – Die letzte Premiere der diesjährigen Wiener Festwochen gilt einem Klassiker der gruseligen Musikmoderne. Herzog Blaubarts Burg von Béla Bartók wird in der Regie von Andrea Breth (im Theater an der Wien) zu einer düsteren psychologischen Reise in die Abgründe des Seelischen.

Konsequent wandert ein Pärchen von Raum zu Raum Richtung Showdown, bis der Burgherr seine Sammlung ehemaliger Frauen präsentiert und ihr eine weitere, die vierte, hinzufügt.

Als Herzog Blaubart gibt Gábor Bretz einen glatten Typen, der zu rituellen Zwängen neigt. Nora Gubisch ist Judith. Sie wandert fragend und staunend ihrem Ende entgegen, vokal ist sie respektabel wie ihr Gegenüber. Das Gustav Mahler Jugendorchester unter Kent Nagano gibt der Poesie etwas Kühles und dem Ruppigen Klarheit.

Als zweiten Teil hat Breth einen existenziellen Warteraum entwickelt, mit skurrilen Figuren, die Weisheiten und biografische Fragmente von sich geben.

Zum Schluss hin erklingt Robert Schumanns Thema mit Variationen in Es-Dur für Klavier. Diese Geistervariationen sind Schumanns letztes Werk, Elisabeth Leonskaja spielt es leicht, lakonisch.

Großer Applaus für alle – auch für Regisseurin Andrea Breth. (Ljubiša Tošić, 15.6.2015)