Neue Vitrinen im Naturhistorischen Museum zeigen Parasiten und deren bevorzugte Opfer.

Foto: NHM, Kurt Kracher

Wien – Auch in gemäßigten Breiten gibt es Parasiten, die von Tieren auf Menschen bzw. andere Tiere übertragen werden und krank machen können. Über Verbreitung, Lebensraum, Wirte, Zwischenwirte, Krankheitsbild, Behandlung und Vorbeugung von einzelligen und Wurm-Parasiten informiert das Naturhistorische Museum Wien (NHM) in einer neuen Dauerausstellung.

Larve eines Schweinebandwurms.
Foto: NHM

Das NHM blickt auf eine lange Tradition in der Parasitologie zurück, bereits vor rund 200 Jahren legte der Wiener Arzt Johann Gottfried Bremser (1767-1827) als Kurator in den "Vereinigten k.k. Naturalien-Cabineten", dem Vorläufer des NHM, die damals weltgrößte Eingeweidewurm-Sammlung an. Noch heute finden sich Tausende Gläschen mit Wurmpräparaten in der Sammlung des Museums.

Eine Handvoll Menschenspulwürmer, Erreger der Askaridose.
Foto: NHM Wien

Auch wenn es parasitäre Insekten und Säugetiere gibt, konzentrieren sich die im Saal 22 neu gestalteten Vitrinen einerseits auf einzellige Parasiten, etwa die Malaria-Erreger Plasmodien oder die Leishmanien, die das Krankheitsbild der Leishmaniose hervorrufen. Andererseits widmet man sich verschiedenen Würmern, etwa Bandwürmern oder Leberegeln.

Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Großen Leberegels.
Foto: Bayer Healthcare

Allen präsentierten Parasiten ist gemeinsam, dass sie für Menschen relevant sind und von Tieren übertragen werden können bzw. auch diese betreffen. Zwei Touchscreens liefern zusätzliche Informationen etwa über Entwicklungsstadien der Schmarotzer. Unterstützt wurde das NHM bei der Neugestaltung von einem großen Pharmaunternehmen.

Vorderende eines Hundespulwurms.
Foto: Bayer Healthcare

Das Thema habe "nicht nur große medizinische, sondern auch gesellschaftliche Relevanz", betonte der Zoologe Helmut Sattmann vom NHM unter Verweis auf die Leishmaniose. Diese üblicherweise nicht in Mitteleuropa vorkommende Krankheit komme über die Mittelmeerländer immer näher, etwa über mitgebrachte infizierte Hunde.

Ein Hund mit Leishmaniose.
Foto: R. Edelhofer

"Es besteht die Gefahr, dass sich ein Herd der Erkrankung in Mitteleuropa autochthon etabliert", sagte Sattmann. Zumal die Überträger, die Sandmücken, auch in Österreich schon nachgewiesen wurden. Hier gebe es "eine Verantwortung jedes Einzelnen", nicht durch illegal eingeführte Tiere zur Verbreitung der Parasiten beizutragen.

Einzellige Plasmodien lösen die Krankheit Toxoplasmose aus.
Foto: H. Mehlhorn

Aber schon einfachste Hygienemaßnahmen reichen oft aus, etwa das Händewaschen nach dem Streicheln eines Hundes oder einer Katze bzw. für Tierhalter das regelmäßige Entwurmen ihres Haustieres. Dass es damit viele offenbar nicht allzu ernst nehmen, zeigt die Tatsache, dass sieben Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen Toxocara haben, der häufigste Darmparasit von Hunden und Katzen. Das bedeute, so Sattmann, dass sie irgendwann ein reifes Ei dieses Spulwurms aufgenommen haben und eine Larve geschlüpft ist, die sich im Menschen aber nicht weiterentwickeln kann. (APA/red, 27.6. 2015)