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Bevor das Licht in der einstigen Hypo ganz ausgeht, sollen noch aufklärungswürdige Kreditfälle gelöst werden. Doch auch mit dem Exforensikchef und involvierten Beratern gibt es Streit.

Foto: APA/Gindl

Die Vergangenheitsbewältigung der einstigen Hypo Alpe Adria (heute Heta) bringt nicht nur interessante Kreditfälle ans Tageslicht – sondern mündet mitunter auch in neuen Konflikten. Einer dieser Fälle oszilliert um die Beauftragung der Sicherheitsagentur Reuter aus Lamprechtshausen im Jahr 2014, unter dem damaligen Hypo-Chefforensiker Christian Böhler. Die Hypo/Heta hat einen Großteil der Rechnungen der von Friedrich Flatscher geführten Sicherheitsagentur nicht bezahlt – es geht um rund 160.000 Euro. In der Bank wird erklärt, die Forderungshöhe sei angesichts der Qualität der abgelieferten Arbeit "nicht nachvollziehbar", zudem lägen "keine schriftlichen Aufträge in diesem Umfang" vor.

Recherchen über Kulterer

Flatscher wurde ab 2013 mit Recherchen vor allem in Südosteuropa beauftragt. In einer Causa ging es um die Frage, ob Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer zum Schaden der Bank und zu überhöhten Preisen Grundstücke im Ausland, vor allem in Rumänien, ge- und verkauft hat und dabei Gelder "im Ausland deponiert hat". Kulterer bestreitet das. Am 9. Juli 2014 legte Flatscher, Chef und Haupteigner der erst im Juli 2013 gegründeten Sicherheitsagentur seinen "Zwischenbericht" vor.

Die Recherchen zu Kulterer ("Sollte sich bereits seid [sic] 08/05/2014 in Haft befinden ...") führen bis in die USA, allerdings werden in dem Zwischenbericht hauptsächlich Handelsregisterauszüge präsentiert und oft mehr Fragen als Antworten aufgeworfen. So bezieht sich "Projektleiter Flatscher" auf die Anzeige eines (inzwischen wegen Betrugs inhaftierten) Deutschen, der auch Reisebegleiter Kulterers nach Rumänien erwähnt hatte.

Interessante Reisebegleiter

Demnach seien etwa Karl Heinz Moser von der Confida (sie war einst Hypo-Buchprüfer; Moser war Hypo-Aufsichtsratschef) oder der frühere Klagenfurter Bürgermeister Siegbert Metelko "mehrfach" mit Kulterer nach Rumänien gereist. Die Frage warum, "lässt sich noch nicht zuordnen", sei "aktuell in Recherche". Dass Kulterer und Freunde (wie Friederike und Herbert Koch, einst Kika-Leiner) an der Agroeast beteiligt sind, die Land in Rumänien besitzt, ist allerdings altbekannt.

Das Analyse-Ergebnis: "Kulterer erscheint auf dem Papier kaum Einfluss und Beteiligungen an den meisten Firmen zu besitzen, jedoch zeigt die Gesamtbetrachtung ein völlig anderes Bild. ... Es gilt als gesichert, dass alle Personen (mit Funktionen in den diversen Gesellschaften; Anm.) als Strohmann bzw. Strohfrau dienen".

Belege dafür fehlen; nicht zuletzt mangels Endbericht. Einen solchen hat die Hypo dann nämlich nicht mehr in Auftrag gegeben, "sie hat auch für keine unserer Recherchen ab August 2014 mehr bezahlt", sagt Flatscher. Die Begründung der Bank (mangelnde Qualität) weist er zurück: "Unsere Leistung ist ihr Geld wert, wir wurden vor Auftragserteilung auch überprüft." Er glaubt, die Nichtbezahlung habe "auch damit zu tun, dass wir zu nah an Herrn Böhler sind".

Verbindung zum Ex-Forensikchef

Selbiger – Vizelandeschef der steirischen Neos – wurde ja im Herbst 2014 entlassen, man wirft ihm rechtswidrige Übermittlung von Heta-Daten an seinen E-Mail-Account bei den Neos vor. Die Hypo hat Böhler zudem angezeigt. Er bestreitet die Vorwürfe und bekämpft seine Entlassung.

Bereits seit Jänner 2014 ist Böhler allerdings – indirekt – auch mit der Sicherheitsagentur Reuter verbunden. Damals hat er seine eigene Sicherheitsgesellschaft gegründet, die CM International Tracing. Sie gehört ihm und dem deutschen Juristen Markus Gronbach je zur Hälfte – und Gronbach hält auch fünf Prozent an Hypo-Auftragnehmer Reuter.

Ob das nicht eine sehr schiefe Optik ergibt? Nein, sagen alle drei.

Flatscher erklärt, dass sein juristischer Berater Gronbach kein Honorar bekomme und stattdessen fünf Prozent an Reuter halte. "Was Gronbach und Böhler miteinander beruflich zu tun haben", tangiere ihn nicht. Böhler und Gronbach argumentieren, dass die Auftragsvergabe an Reuter vom Hypo-Vorstand abgesegnet worden sei.

Was alle drei glauben: Sie seien mit ihren Recherchen "Mächtigen in der und rund um die Hypo" zu nahe getreten. (Renate Graber, 26.6.2015)