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Philip Flacke ist der erste Hochschülerschaftschef aus Deutschland.

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Was würde passieren, wenn alle Menschen der Welt zugleich springen? Mit Büchern zu "nerdigen" Fragen wie dieser beschäftigt sich Philip Flacke, um "den Kopf freizubekommen".

Der 35-Jährige wurde am Freitag zum Vorsitzenden der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) gewählt. Dass der Chefsessel gerade an ihn ging, war für viele überraschend: Seine Fraktion, die unabhängigen Fachschaftslisten Österreichs (FLÖ), stürzte bei den Wahlen im Mai auf den vierten Platz ab. Selbst in der Koalition mit den Grünen, den Sozialistischen Studierenden und der Fraktion Engagierter Studierender sind sie nur die drittstärkste Kraft.

"Wir hatten die beste Verhandlungsposition", sagt Flacke. Die FLÖ hatten sich im Wahlkampf "bewusst" auf keine Koalitionspartner festgelegt: "Wir wollten uns nach den Inhalten entscheiden." Für die FLÖ war die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft bis zum Schluss eine mögliche Option.

Flacke ist der erste ÖH-Vorsitzende aus Deutschland. Zudem ist er mit 35 Jahren für einen ÖH-Vertreter nicht mehr der Jüngste. In der Nähe von Osnabrück als älteres von zwei Kindern geboren, begann er nach dem Gymnasium das Studium Technical Business an der Universität Göttingen. Nach seinem Abschluss arbeitete er als Softwaretechniker. "Ich hatte die Chance, mit einem spannenden internationalen Team zu arbeiten", erzählt er.

Vor vier Jahren befand Flacke jedoch, dass dies kein Job für sein Leben sei, und suchte Alternativen: Sein Interesse an der Sozialpsychologie verschlug ihn an die Universität Klagenfurt.

"Dort gab es einen Professor, der sich mit Jörg Haider auf einer psychologischen Ebene auseinandersetzte", erinnert sich der Niedersachse. Bei ihm wollte der neue ÖH-Chef, der am Ende seines Bachelorstudiums angekommen ist, lernen. "Haider ist kein rein österreichisches Phänomen. Mich haben der Populismus und die Weise, wie dieser in der Gesellschaft funktioniert, immer interessiert", sagt er: "Die Psychologie der Massen sozusagen."

Nach seinem Masterstudium möchte Flacke als Therapeut arbeiten: "Die Forschung ist nichts für mich."

In Kärnten engagierte er sich im bildungspolitischen Referat der lokalen ÖH. Abseits der Politik verbringt Flacke seine Zeit am liebsten draußen. Er geht paddeln oder liest Bücher. "Es kommt schon vor, dass ich an einem sonnigen Tag im Park sitze und Karl Marx lese", sagt er: "Über mir ist dann nur der Himmel." (27.6.2015)