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Manfred Juraczka hat vier Kandidaten von der JVP auf wählbare Plätze für die Wien-Wahl gesetzt. Im Gegenzug könnte Wahlkampfhilfe von Außenminister und JVP-Bundesobmann Sebastian Kurz erfolgen.

Foto: AP/Hans Punz

Wien – "Keine Showkandidaten, keine Promis." So charakterisierte ÖVP-Landesparteichef Manfred Juraczka am Dienstag seine runderneuerte Mannschaft für die Wien-Wahl am 11. Oktober. Das vage formulierte Wahlziel: "Stärker werden", sagte Juraczka. Das 2010 eingefahrene Ergebnis von 13,99 Prozent gelte es jedenfalls zu verbessern. "Ich bin überzeugt, dass das bürgerliche Wien wesentlich größer ist."

Dieses Potenzial will Juraczka, der erstmals als Spitzenkandidat zur Wien-Wahl antritt, mit einem runderneuerten Team heben. Die hinter vorgehaltener Hand auch parteiintern geäußerte Kritik, dass manche Kandidaten politisch zu unerfahren sind, ließ er nicht gelten. "Das sind keine Leute, die erst letzte Woche die Lust an der Politik entdeckt haben."

Zugeständnisse an die Junge ÖVP

Auffallend sind die Zugeständnisse an die JVP (Junge ÖVP), gleich vier Junge sind auf wählbaren Listenplätzen zu finden. Der Wiener JVP-Obmann Dominik Stracke bedankte sich bei Juraczka für die "Entscheidung, uns Junge reinzubringen". Der 29-Jährige will als Spitzenkandidat in Liesing das 2010 dort erreichte ÖVP-Grundmandat verteidigen.

Einen Fixplatz hat Elisabeth Olischar (27) als Nummer zwei der Landesliste: Der Bezirksrätin in Döbling ist das Parkpickerl im Allgemeinen – und die verschiedenen Parkpickerlregelungen im Speziellen – ein Dorn im Auge. Sie sprach sich dafür aus, dass nicht jedes Grätzel "sein eigenes Ding" plane.

Die gleichaltrige Caroline Hungerländer, die als stellvertretende Bundesvorsitzende auch in der Fraktion Christlicher Gewerkschafter verankert ist, will sich ansehen, welche Jobs im Zeitalter der Digitalisierung zukunftsfit sind. Und Rechtsanwaltsanwärterin Viktoria Bernt (26), seit neun Jahren in der JVP, tritt etwa für eine "transparente Wohnungsvergabe in Wien" ein.

Wahlkampfhilfe durch Kurz

Für das große Entgegenkommen an die JVP hofft Juraczka dem Vernehmen nach auf Wahlkampfhilfe durch deren großes Aushängeschild: Außenminister Sebastian Kurz. Er ist seit 2009 JVP-Bundesobmann und kurvte im Wiener ÖVP-Wahlkampf 2010 mit dem "Geilomobil" genannten Hummer durch die Stadt. Das dürfte sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wiederholen, auch wenn Stracke Juraczka vorwarnte: "Wir sind nicht die angepasste, leise Jugend."

Die Forderungen der neuen, aber viel bekannteren ÖVP-Kandidaten auf wählbaren Plätzen waren bereits bekannt. Café-Landtmann-Chef sowie Kaffeesiederobmann Berndt Querfeld, Spitzenkandidat in der Donaustadt, trat für eine "Sonntagsöffnung in definierten Gebieten" ein: eine ÖVP-Forderung, die selbst während des Song Contests nicht temporär umgesetzt werden konnte. Auch für ganzjährige Schanigärten macht sich Querfeld stark.

Wiens Wirtschaftsbunddirektor Alexander Biach, Spitzenkandidat im Wahlkreis Zentrum, kritisierte die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Stadt, die Rekordschulden verursacht habe. Gewerbetreibende würden aus Wien vertrieben, etwa durch die in der letzten Regierungsperiode fast verdreifachte U-Bahn-Steuer, einen "Lohnnebenkostentreiber der Sonderklasse".

Verwirrung um Nichtnominierung Leebs

Für Verwirrung sorgte die Nichtnominierung von Gemeinderätin Isabella Leeb, die nicht nur im Bildungsbereich engagierte Oppositionspolitik betrieb. "Es gab an Leeb ein Angebot für ein wählbares Grundmandat", sagte Juraczka dem STANDARD. "Das hat sie nicht angenommen." Leeb wollte keine Stellung dazu nehmen. (David Krutzler, 30.6.2015)